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Politik: Präzise daneben

Durch High-Tech-Waffen wollen die USA zivile Opfer vermeiden. Doch auch die neueste Technik ist nicht fehlerfrei

„Gerade weil die eingesetzten Präzisionsbomben technologisch anspruchsvoll sind, sind sie auch störanfällig“, beschreibt der deutsche Luftwaffenoberst a. D. Peter Preylowski das Dilemma des Bombardements aus der Luft. So erklärt sich auch, dass trotz der im Irak eingesetzten neuesten Kriegstechnologie – rund 90 Prozent der Bomben sollen satellitengesteuerte Präzisionswaffen sein – neben militärischen Zielen auch Wohngebiete getroffen werden. Nach irakischen Angaben haben die Angriffe auf Bagdad und andere Städte hunderte Menschenleben gefordert. Allein bei einer Explosion auf einem Markt seien am vergangenen Freitag mehr als 60 Menschen gestorben. Ein Teil der zivilen Opfer ist wohl auf fehlgeleitete irakische Luftabwehrraketen zurückzuführen. Doch treffen auch immer wieder „intelligente Bomben“ der Alliierten das falsche Ziel.

Es gibt keine offiziellen Angaben der US- Streitkräfte über die Fehlerquote ihrer Präzisionswaffen. Bei einer sehr geringen Fehlerquote von nur einem Prozent wären bei den etwa 8000 bisher abgeworfenen Bomben immerhin 80 im falschen Ziel eingeschlagen. Die Nachrichtenagentur AP will erfahren haben, dass die Militärplaner sogar mit bis zu zehn Prozent fehlgeleiteten Bomben rechnen, das wären 800 Fehltreffer.

Die am häufigsten verwendeten Präzisionswaffen sind einst „dumme Bomben“, die mit dem Steuerungssystem „JDAM“ vom US-Konzern Boeing für je rund 20 000 Dollar nachgerüstet wurden. Die Bomben sind nun satellitengesteuert und lenken sich mit Hilfe von Luftrudern selbst ins Ziel. Die mechanische Lenkung ist eine mögliche Fehlerquelle. „Wird die Bombe bei Transport oder Verladung in Mitleidenschaft gezogen, haben sich etwa aufgrund großer Temperaturunterschiede einzelne Teile verzogen, lenkt sich die Bombe ins falsche Ziel“, sagt Preylowski, der für die Militärfachzeitschrift „Soldat und Technik“ arbeitet. Zudem können Zivilisten auch Raketen zum Opfer fallen, die eigentlich Radaranlagen der Luftabwehr zerstören sollen. Die von Kampfflugzeugen abgeschossenen „Harm“-Raketen sind Preylowski zufolge berüchtigt für ihre Fehlerquote von etwa 40 Prozent.

Eine weitere Fehlerquelle sind optische Zielsysteme, die durch Rauch oder Sand in der Luft irritiert werden. Olivier Minkwitz von der hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung erinnert auch an die Fehlerquelle Mensch: „Schon bei den Luftangriffen in Afghanistan hat sich gezeigt, dass Bombenziele falsch programmiert wurden.“ Die intelligenten Bomben lenkten sich präzise ins falsche Ziel.

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