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Prag

© dpa

Prag: Rechte zogen mit Waffen zum jüdischen Viertel

Am Jahrestag der Novemberpogrome 1938 wollten Rechtsextremisten in Prag im jüdischen Viertel aufmarschieren. Auch Reisebusse aus Deutschland waren gekommen. Durch massiven Polizeieinsatz konnte der verbotene Aufmarsch verhindert werden.

Der Protest hunderter Menschen hat in tschechischen Hauptstadt Prag eine geplante Demonstration von Rechtsextremen im jüdischen Viertel verhindert. Mehr als tausend Gegendemonstranten zogen am Samstag mit gelben Sternen auf der Kleidung und roten Flaggen durch das jüdische Viertel. Dieses wurde von mehr als 1500 Polizisten abgesperrt, um von den Behörden untersagten Marsch der Bewegung junger Nationaldemokraten zu verhindern. Drei aus Deutschland kommende Busse mit Neonazis wurden ab der Grenze von Polizeifahrzeugen verfolgt, um sicherzustellen, dass sie sich nicht dem Demonstrationsort näherten.

Kleine Gruppen von Neonazis versuchten, sich ihrem geplanten Versammlungsort zu nähern, wurden aber an Polizeiabsperrungen vor der Altstadt aufgehalten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur CTK nahm die Polizei mehrere bewaffnete Skinheads fest. Sie trugen Stöcke, Knüppel und selbstgemachte Molotow-Cocktails bei sich. Die Rechtsextremen hatten den Jahrestag der auch als "Reichskristallnacht" bekannten Novemberpogrome 1938 für ihren Aufmarsch gewählt: In der Nacht vom 9. zum 10. hatten die Nationalsozialisten in Deutschland und Teilen Österreichs jüdische Geschäfte, Häuser und Synagogen zerstört. Mindesten 100 Menschen wurden in jener Nacht getötet.

Gewalttätige Zusammenstöße

Viele Gegendemonstranten hefteten sich einen gelben Stern an, den die Juden in der Nazi-Zeit zu tragen gezwungen wurden. Mit Schildern mit der Aufschrift "Nie wieder" versammelten sie sich vor der Prager Synagoge und dem Museum zur Erinnerung an die 77.000 jüdischen Opfer der Nazis in der ehemaligen Tschechoslowakei.

Nach Angaben von Prags Bürgermeister Pavel Bem gelang es den Sicherheitskräften weitgehend, die 400 Neonazis von den Gegendemonstranten fernzuhalten. Dennoch gab es in mehreren Straßen im Stadtzentrum gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Skinheads und Anarchisten. Dabei wurde mindestens ein Mensch verletzt. Mehrere weitere Menschen wurden bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und gewaltbereiten Anarchisten in anderen Stadtteilen verletzt.

Bem, der sich den friedlichen Gegendemonstranten selbst anschloss, bezeichnete den rechtsextremen Aufmarsch als "nicht akzeptabel". Er forderte eine "Kultivierung der nationalen Erinnerung, damit das Vergangene sich nicht wiederholt". Auch der tschechische Präsident Vaclav Klaus beteiligte sich an der Gegendemonstration. (mit AFP)

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