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Politik: "Premier Putin ist der eigentliche Gewinner" - Interview mit Alexander Rahr

Die Explosionen Auf Dem Markt In Grosny Haben Entsetzen Ausgelöst, Und Moskau Hat Bereits Seine Verantwortung Zugegeben. Welche Motivation Steckt Hinter Dem Derart Brutalen Vorgehen Der Russischen Führung?

Die Explosionen Auf Dem Markt In Grosny Haben Entsetzen Ausgelöst, Und Moskau Hat Bereits Seine Verantwortung Zugegeben. Welche Motivation Steckt Hinter Dem Derart Brutalen Vorgehen Der Russischen Führung?

Im Westen wird leider viel zu wenig darüber nachgedacht, was passiert, wenn Russland diesen Krieg gewinnt. Das würde bedeuten, dass Russland wieder eine Vormachtstellung im Kaukasus einnimmt. Damit wäre auch seine Position im so genannten "Big Game" gestärkt, in dem großen Wettrennen um die Kontrolle über den kaspischen Raum mit seinen riesigen Öl- und Gasvorräten. Und die Chancen, dass der Krieg in Tschetschenien zunächst gewonnen wird, stehen nicht schlecht. Innenpolitisch ist die Situation in Russland anders als beim ersten Tschetschenien-Krieg 1994-96. Damals war es ein unpopulärer Krieg mit zu vielen Opfern auf russischer Seite. Diesmal unterstützen 90 Prozent der Russen den Truppenvormarsch, und die Popularität von Premier Putin steigt mit jedem Kriegstag.

Welche Rolle spielt der Premier in dem Tschetschenien-Konflikt?

Putin ist in jedem Fall ein Gewinner der Krieges. Der Jelzin-Clan will ihn zum Präsidentschaftskandidaten aufbauen. Als er sein Amt als Premier antrat, war er in Russland so gut wie unbekannt. Er hatte zwei Wege, seine Popularität zu steigern: Erstens mit Wirtschaftsreformen, doch da sind die Erfolge längerfristig und schwer kalkulierbar. Putin wählte den zweiten Weg: Gelingt die Tschetschenien-Offensive, dann hat er sich profiliert als der Mann, der Russland den Großmacht-Status zurückgegeben hat, der es als Jelzin-Nachfolger im 21. Jahrhundert führen kann.

Putin ist zu dem EU-Gipfel nach Helsinki gefahren. Welche Möglichkeiten hat die EU, im Tschetschenien-Konflikt auf Russland einzuwirken?

Für die Europäer und ihren Mr. Gasp Javier Solana wäre es eine wichtige Leistung, wenn sie es fertig brächten, in einer Region, die auch europäische Interessen betrifft, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen. Die EU hätte dafür gute Argumente: Denn gemeinsam mit ihr könnte Russland Konzepte für die Politik in einer schwierigen Region entwickeln. Die EU könnte Russland auch beim wirtschaftlichen Aufbau im Kaukasus helfen, denn das kann es niemals allein schaffen. Die EU-Staaten haben aus russischer Sicht den Vorteil, dass sie zwar an Stabilität in der Region interessiert sind, aber keine geopolitischen Interessen haben. Das unterscheidet sie von den Amerikanern. Deren Eingreifen im Kaukasus stände immer unter dem Vorzeichen, in der gesamten kaspischen Region mehr Einfluss zu gewinnen und damit die Kontrolle über die dortigen Rohstoffvorkommen zu erhalten.

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