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Frauen an der Macht: Kanzlerin Angela Merkel (links) und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen am Donnerstag im Bundestag.

© dpa

Presseschau: "Nicht alle Frauen denken gleich"

Ein Blick durch den deutschen Blätterwald. Heute mit Kanzlerin Angela Merkel, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen - und neuen Enthüllungen über die CDU.

Von Lutz Haverkamp

Es ist der dritte Tag danach, aber die meisten Fragen, zu dem, was am Montag passierte, sind immer noch ungelöst. Oder sie werden gegensätzlich beantwortet. Passiert ist am Montag zweierlei, beides miteinander unvergleichbar, und doch beides seltsam rätselhaft: In Boston explodierten zwei Sprengsätze, in Berlin einigte sich die Spitze der CDU auf einen Kompromiss zur Frauenquote. 

Seitdem suchen in den USA tausende Ermittler nach den Irren, die völlig sinnlos unschuldige Menschen aus dem Leben reißen. In vielen Zeitungen ist das heute noch das beherrschende Thema. Auch, weil es am späten Mittwochabend neue Nachrichten gab, die später dementiert wurden. Von der angeblichen Festnahme eines Verdächtigen, die US-Medien im Wettlauf um die größte Aktualität verkündeten, bliebe nicht viel mehr als ein paar Videoaufnahmen aus Boston, die einen Mann am Tatort zeigen. Leider! 

In Deutschland dagegen suchen die Medien nach Gewinnern und Verlierern der Debatte in der Union um die Frauenquote. Robert Birnbaum schrieb bereits in der Dienstagsausgabe des Tagesspiegel, wie sehr sich unter anderem Kanzlerin und Parteichefin Angela Merkel beim Erpressungsversuch von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und Kolleginnen blamiert hat. Also: Punktsieg für Leyen. Die "Süddeutsche Zeitung" kommt am gleichen Tag zum gegenteiligen Ergebnis: Der Zwergenaufstand ist abgesagt, schreibt das Blatt. Und weiter: "Die Frauenquote in Unternehmen wird auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben." Also: Niederlage für Leyen. Und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vergleicht den Machtinstinkt Leyens heute  mit dem eines Altkanzlers: "In der Manier eines Gerhard Schröders hat Ursula von der Leyen ihrer CDU vorgeführt, wie innerparteiliche Machtpolitik funktioniert: sich aus einer Minderheitenposition durchsetzen; einen sechs Monate alten Parteitagsbeschluss zur Makulatur zu machen; ihrer Partei- und Fraktionsführung den eigenen Willen aufzuzwingen; somit den Kurs der Partei zu bestimmen."  

Kanzlerin und Ministerin zieren heute die Seite 1 zweier großer Zeitungen: Merkel redet zwischen Bushidos Problemen mit der Mafia und Mario Gomez’ neuer Liebe über „Meine Pläne“ im Exklusivinterview mit der "Bild". Leyen ist die "Frau für alle Fälle" auf dem Titel der "Zeit". Und auf der Seite 3 heißt es dort weiter: "Im Kampf um die Quote hat Ursula von der Leyen gerade eine Niederlage erlitten." Was die Kanzlerin von all dem hält, erfährt man im Interview der "Bild" leider nicht. Auf die entsprechenden Fragen darf die mächtigste Frau Europas nämlich so markige Antworten verbreiten wie "Die CDU ist eine große Volkspartei in Deutschland, die sich schon seit Langem mit der Frage befasst" und "Fragen von Gleichstellung (…) - so etwas wird bei uns in der CDU immer mit sehr viel Herzblut diskutiert". Besonders aufrüttelnd ist Merkels Enthüllung: "Nicht alle Frauen denken gleich." Ah ja . . .

Da macht Ursula von der Leyen der Kanzlerin heute im Bundestag noch mal vor, was zu tun ist, wenn man nichts zu sagen hat. Die Arbeitsministerin verzichtet in der Debatte zur Frauenquote auf ihren Redebeitrag.

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