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Edward Snowden

© dpa

Prism-Aufdecker: Edward Snowden bekommt Whistleblower-Preis

Für die Aufdeckung des NSA-Spähprogramms "Prism" bekommt Edward Snowden den Whistleblower-Preis. Es ist vor allem eine symbolische Geste - und ob Snowden davon überhaupt erfahren wird, ist unklar.

Nein, Edward Snowden saß nicht auf dem Podium. Vermutlich weiß er auch noch nichts davon, dass ihm Transparency International Deutschland, die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und die International Association of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA) den mit 3000 Euro dotierten Whistleblower-Preis 2013 zugesprochen haben.

Jedenfalls drückte sich Hartmut Grassl von der VDW bei einer Pressekonferenz in Berlin am Mittwoch vor einer Antwort auf die Frage, ob Snowden schon von seiner Auszeichnung wisse: „Wie Sie sich denken können, ist die Kontaktaufnahme schwierig“, sagte Grassl, alle weiteren Informationen seien „vertraulich“.

Daniel Ellsberg und Bradley Manning haben den Preis bereits

Der Whistleblower-Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Der erste Preisträger war 1999 der ehemalige sowjetische Marinekapitän Alexander Nikitin, der auf Russlands verwahrloste Atommülldeponien aufmerksam gemacht hatte. Im Jahr 2003 wurde Daniel Ellsberg ausgezeichnet. Er hatte in den 70er Jahren die „Pentagon Papers“ publik gemacht, die bewiesen, dass mehrere US-Präsidenten die Amerikaner über den Vietnamkrieg belogen hatten. Und 2011 gewann der Wikileaks-Informant Bradley Manning, der derzeit in den USA vor einem Militärtribunal steht.

Bisher hätten alle von Whistleblower-Preisträgern beschuldigten Organisationen die Missstände zuerst geleugnet, sie aber schließlich zugeben müssen, sagte Grassl. Der Preis solle dazu beitragen, die Ausgezeichneten "zumindest teilweise zu rehabilitieren".

Der Unterschied zwischen Whistleblower und Denunziant

Snowden sei kein Krimineller, sondern ein klassischer Whistleblower, sagte Edda Müller von Transparency International: Als er mit Informationen über das Prism-Programm des US-Geheimdienstes NSA an die Öffentlichkeit ging, habe er sich „im Interesse der Allgemeinheit persönlichen Nachteilen ausgesetzt“. Das unterscheide einen Whistleblower von einem Denunzianten, der "als Handlanger der Mächtigen andere Menschen ans Messer liefert".

Heftige Kritik gibt es an der deutschen Bundesregierung: Sie laviere bezüglich Prism herum, statt aufzuklären. Deutschland brauche einen besseren Schutz für Whistleblower: "Alle Initiativen, die bisher im Bundestag diskutiert wurden, sind irgendwie im Papierkorb gelandet", sagte Müller.

Zeugenschutz für Edward Snowden

Und Otto Jäckel von IALANA fand, dass Edward Snowden ein "hervorragender Zeuge" für ein Strafverfahren nach Paragraph 202 des Strafgesetzbuches - "Ausspähen von Daten" - gegen die USA sei. Die deutsche Regierung solle Snowden daher nicht nur ins Land lassen, sondern ihn auch ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen.

Dass das ebenso wenig realistisch ist wie ein Erscheinen Snowdens bei der feierlichen Preisverleihung am 30. August, ist der Jury bewusst. Immerhin: „Die Wahrscheinlichkeit ist nie null“, sagte Grassl.

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