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Politik: Prodi macht gut Wetter

Berlin - Seine erste Auslandsreise führt ihn sozusagen ins Inland, nach Europa. Dort ist Romano Prodi, bis 2004 Präsident der Europäischen Kommission in Brüssel, ohnedies mehr zu Hause als manch anderer europäischer Regierungschef.

Berlin - Seine erste Auslandsreise führt ihn sozusagen ins Inland, nach Europa. Dort ist Romano Prodi, bis 2004 Präsident der Europäischen Kommission in Brüssel, ohnedies mehr zu Hause als manch anderer europäischer Regierungschef. In Berlin, dritte Etappe der Tour, die ihn zuerst nach Wien und Paris führte, kann Italiens neuer Ministerpräsident allerdings jenseits der europäischen Agenda auch gleich noch ein bisschen gut Wetter machen – oder, wie die italienische Nachrichtenagentur es diplomatischer transportierte, „die bereits sehr engen bilateralen Kontakte stärken“.

Schließlich hatte sich in der langen kurzen Ära Berlusconi einiges Unerfreuliche zwischen Berlin und Rom getan: Berlusconis Vergleich des Straßburger SPD-Abgeordneten Martin Schulz mit einem KZ-Kapo etwa oder die Ausfälle seines Tourismus-Verantwortlichen gegen rülpsende Germanen, die Italiens Strände überfielen. Obwohl das alles inzwischen einige Zeit zurückliegt, war das Ansehen des früheren römischen Regierungschefs auch in Berlin perdu. Merkel mied, erinnern sich Augenzeugen, selbst beim Familientreffen der Europäischen Volkspartei im letzten Jahr peinlich gemeinsame Fotos mit Berlusconi. Und im jetzt neu besetzten Kanzleramt ist in unmittelbarer Nähe der Kanzlerin ein lautes Aufatmen darüber zu hören, „dass jetzt Prodi wieder da ist“.

Wie gut das Verhältnis auch zwischen den führenden Leuten wieder ist, war bei diesem ersten Treffen unter Regierungschefs zu spüren: Beide sagten, dass es derzeit keine Probleme zwischen Deutschland und Italien gebe. Prodi bezog dies auch ausdrücklich auf die Reform des UN-Sicherheitsrates. Die Ambitionen der rot-grünen Bundesregierung auf einen ständigen Sitz dort hatten in Rom seinerzeit alles andere als Begeisterung ausgelöst. Was sich vermutlich auch unter der Regierung Prodi nicht geändert hätte – doch für Merkels Mannschaft hat die Frage längst keine Priorität mehr.

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