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Politik: Professor Obacht

HINTER DEN LINDEN Was gibt es Schöneres für einen Autodidakten, als von einer renommierten Universität hofiert zu werden? Joschka Fischer jedenfalls hat mit einem einzigen Vortrag in der Freien Universität (FU) eine neue akademische Fangemeinde gewonnen.

HINTER DEN LINDEN

Was gibt es Schöneres für einen Autodidakten, als von einer renommierten Universität hofiert zu werden? Joschka Fischer jedenfalls hat mit einem einzigen Vortrag in der Freien Universität (FU) eine neue akademische Fangemeinde gewonnen. „Nach dem 11. September: Perspektiven der Internationalen Politik“ hieß das Referat, mit dem der Außenminister am Mittwoch vor handverlesenem Publikum Erfolg hatte. Die Zuhörer hatten sich zuvor den Zugang zum Hörsaal dadurch erkauft, dass sie sich demütigend gründlichen Sicherheitsvorschriften unterwarfen. So durften auch Institutsleiter der FU keine Mappen oder Zeitungen mit in den Saal nehmen.

Doch die Zuhörer zeigten sich in ihrer Mehrheit weit weniger kritisch, als das mancher offenbar erwartet hatte. Mehrere heikle Fragen ließ Fischer mit Hinweis auf die ministerielle Pflicht zur Zurückhaltung unbeantwortet, ohne dass ihm dies übel genommen worden wäre. Er müsse vorsichtiger reden, als er wolle, sagte er auf die Frage, ob autoritäre Regime nicht unter dem Vorwand des Anti-Terrorismus Freiheitsbewegungen bekämpften.

Mehrfach bot der Außenminister Aufklärung in kleinem Kreis an: „Ich bin gerne bereit, das in einem Seminar in vertrauter Runde ohne Medien zu entblättern.“ FU-Präsident Peter Gaethgens nahm das Angebot dankbar an. Unter den Bedingungen der Berliner Hochschulpolitik, so warnte er, dürfe der Gast aber keine Reichtümer erwarten: Nur ein unbesoldeter Lehrauftrag sei drin.

Daran wird sich ein erfolgreicher Autodidakt kaum stören. Ob aber ein Student kommt, wenn er nicht einmal einen Notizblock mitnehmen darf? Hans Monath

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