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Politik: Projekt 28

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN So einen könnten die Liberalen immer noch gebrauchen. Einen mit der Weisheit des Alters und der unbekümmerten Frische eines 28-Jährigen.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

So einen könnten die Liberalen immer noch gebrauchen. Einen mit der Weisheit des Alters und der unbekümmerten Frische eines 28-Jährigen. Wie Ralf Dahrendorf. Davon handeln seine Lebenserinnerungen „Über Grenzen“, aus denen er jetzt Unter den Linden vorlas. Jeder trage ein bestimmtes Alter Zeit seines Lebens mit sich: Die einen bleiben immer Teenager, selbst im hohen Alter, andere sind schon gesetzte Charaktere, bevor sie die Schule verlassen. Dahrendorf erzählt aus der Sicht des 28-Jährigen, „der ich in Wahrheit immer gewesen bin und für den Rest meiner Tage bleiben werde“. Da bereitete er sich gerade auf die Habilitation in Saarbrücken vor. Die Stationen davor und danach nennt er Extrapolationen: die Prägung durch den Vater, der Hitler widerstand, die Kriegsjahre, das bedrückende Leben unter sowjetischer Besatzung – und später die Arbeit als Journalist, Professor für Soziologie, EU-Kommissar, Direktor der London School of Economics und Prorektor in Oxford. Bald wechselt das Gespräch in die Gegenwart und Zukunft: Reformstau, Irak. Da zeigt sich, was an ihm fasziniert – egal, ob immer 28 oder heute 73. Weniger der Erzähler, der ohnehin an „Poesie der Jugend“ und anekdotischer Unterhaltung spart. Mehr der Analytiker, der Gedanken ordnet. Er hat nichts prinzipiell dagegen, dass Demokratien präventiv gegen einen Diktator vorgehen, der zur Bedrohung für andere wird. Er wäre froh, hätte die Welt Hitler rechtzeitig am Krieg gehindert. Was nichts daran ändere, dass zuvor viele praktische Fragen zu klären sind – die Folgen und nicht zuletzt: ob Saddam ein Hitler ist. Und er bleibt dabei, das sozialdemokratische Zeitalter ist zu Ende. Die Menschen brauchen individuelle Wahlfreiheiten. Christoph von Marschall

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