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Dem Ärger zuvorgekommen? CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer.

© dpa

Promotion in Prag: CSU-Generalsekretär Scheuer legt Doktortitel ab

Der frischgebackene CSU-Generalsekretär ANdreas Scheuer verzichtet ab sofort darauf, seinen Doktortitel im Namen zu tragen - wohl auch, um möglichem Ärger zuvorzukommen.

Von Robert Birnbaum

Einen Doktortitel zu erwerben kann dauern; ihn loszuwerden geht mitunter schnell. Andreas Scheuer, frischgebackener CSU-Generalsekretär, hat am Freitag nur Stunden gebraucht für die Mitteilung, dass er das schmückende „Dr.“ vor seinem Namen nicht mehr führen will. Dabei dürfte er das, jedenfalls an seinen Hauptarbeitsplätzen, also in Bayern und Berlin. Aber in Sachen Doktortitel sind sie in der CSU bekanntlich gebrannte Kinder. Und auch sonst hat Scheuer ein sehr dringliches Interesse, diese Debatte möglichst schnell zu beenden.

Auslöser der plötzlichen Titelmüdigkeit war ein langer Artikel in der FAZ. Was dort geschildert wurde, ist größtenteils nicht neu. Der heute 39-jährige CSU-Politiker hatte in seiner Heimatstadt Passau Politikwissenschaften studiert, aber dann 2004 eine Promotion an der Prager Karlsuniversität absolviert – mit einer Arbeit über „Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“ und einem mündlichen Rigorosum. Tschechisch musste er nicht lernen, die Prüfer sprachen Deutsch.

Einen falschen Doktor zu führen kann ein Straftatbestand sein

Dass er anschließend den „Doktor“ im Namen trug, war 2005 schon der Staatsanwaltschaft Passau aufgestoßen. Denn einen falschen Doktor zu führen kann ein Straftatbestand sein, und der tschechische „Doktor filozofie“ gilt nur als „kleiner Doktorgrad“. Der Prager Abschluss ist inhaltlich eher ein etwas erweiterter Diplom- oder Master-Abschluss und keine Dissertation zum vollgültigen Dr. phil.. Die deutsche Kultusbürokratie legte folgerichtig fest, dass Prager Absolventen sich nicht „Dr.“ nennen dürfen; ihnen bleibt der tschechische „PhDr“.

Aber keine Regel im Föderalismus ohne Ausnahme. Für Altfälle verfügten die Länder Bayern und Berlin, dass sie ihre Visitenkarten nicht neu drucken müssen. Offenbar im Vorgriff auf diese Entscheidung stellten die Passauer Ermittler seinerzeit das Verfahren ein. Der aufstrebende Jungpolitiker aber firmierte spätestens seit seiner Ernennung zum Parlamentarischen Staatssekretär im Verkehrsministerium allüberall als der Dr. Scheuer.

Name im Internet bereits korrigiert

Damit ist jetzt also Schluss: Er habe sich entschieden, „vom Führen des Titels künftig völlig abzusehen“, teilte der CSU-General via „Bild“-Zeitung mit. Von seiner Homepage verschwand der „Dr.“ sofort, bei der CSU- Zentrale sind Seiten, die den Titel im Titel tragen, vorläufig nicht erreichbar. Nur der Bundestag kam so schnell nicht mit; er führte seinen Abgeordneten am Freitag weiter als Dr.

Ob die Sache mit dem Blitzverzicht erledigt ist, ist nicht ganz sicher. In Passau ist derzeit kein neues Verfahren anhängig; aber es wäre ein ziemliches Wunder, wenn nicht irgendjemand eine rechtliche Prüfung von Scheuers zurückliegenden Doktorjahren anstrengen würde.

Der FAZ-Artikel wärmt freilich noch eine andere Geschichte auf. In der Arbeit findet sich eine Stelle, die stark an eine Passage der Universität Münster in Materialien der Bundeszentrale für politische Bildung gemahnt. Scheuer sagt dazu, in seinen damaligen Arbeitsunterlagen finde sich kein Dokument aus Münster; er lasse aber die dortige Uni prüfen, wer den fraglichen Text wann verfasst habe. Ein Plagiatsverdacht, das weiß er schließlich, kann politisch rasch zum Aus führen. Die Grünen wenden schon den CSU-Spruch wider unerwünschte EU-Zuzügler gegen den Parteigeneral: „Wer betrügt, der fliegt.“

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