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König Bhumibol

© dpa

Proteste: Beim Machtkampf in Thailand verlieren alle

In Thailand spielt sich ein bizarrer Machtkampf ab. Wie es aussieht, gibt es nur Verlierer. Denn die Hauptakteure sind hilflos - und der König schweigt.

Drei Hauptakteure sitzen am "Pokertisch", wie es die Zeitung "Nation" am Freitag ausdrückte: die außerparlamentarische Opposition PAD, die mit der Regierung auch die Demokratie zum Teufel jagen möchte. Regierungschef Somchai Wongsawat, der sich auf den Wahlsieg seiner Partei beruft und die Mehrheit des Volkes hinter sich weiß, und Armeechef Anupong Poachinda, der sich bislang noch nicht hat in die Karten gucken lassen. Der einzige, der das Chaos wahrscheinlich mit einem Machtwort beenden könnte, schweigt: König Bhumibol, der am 5. Dezember 81 wird.

Die PAD: Das Bündnis, das sich trügerisch "Volksallianz für Demokratie" nennt, hat diese Woche zum "letzten Kampf" angesetzt, wie ihr Anführer sagte. Die bunte Truppe, angeführt von Unternehmern, Bürokraten und einem Ex-General, hält zwar schon seit August den Regierungssitz in Bangkok besetzt, doch war die Unterstützung in der Bevölkerung in letzter Zeit stark abgebröckelt. Landesweit ist die PAD ohnehin nicht populär: Ihr Ziel - ein Parlament mit weitgehend ernannten statt gewählten Politikern - ist nicht mehrheitsfähig. "Das Land kann sich doch nicht einem Terrorakt beugen", kommentierte die "Bangkok Post".

Ein Putsch nützt nichts

Der Regierungschef: Somchai pocht auf den Wahlsieg seiner PPP-Partei im vergangenen Dezember, als Thailand 15 Monate nach dem jüngsten Militärputsch zur Demokratie zurückkehrte. Dennoch, eine gute Figur macht er in dem Machtdrama nicht, meint die Zeitung. "Er sollte klar und deutlich sagen, wie er die Situation zu entschärfen gedenkt. Stattdessen redet er von den banalen Errungenschaften der Regierung. Will in dieser Lage wirklich jemand etwas über das Projekt staubfreier Straßen wissen?" schrieb die "Bangkok Post".

Der Armeechef: Anupong Poachinda hält seine Karten noch bedeckt. "Wenn ein Putsch etwas nützen würde, würden wir putschen", hat er ganz offen gesagt. "Aber das löst das Problem auch nicht." Das Szenario ist vor zwei Jahren schon durchgespielt worden. Die PAD demonstrierte 2006 monatelang gegen Regierungschef Thaksin Shinawatra, das Militär stürzte ihn, und das Volk hat die von Thaksin-Anhängern gegründete Partei prompt wieder ins Amt gewählt. Anupong versucht sich als Vermittler: Er riet der Regierung, Neuwahlen auszurufen - doch wäre das Ergebnis vermutlich dasselbe wie bei den letzten Wahlen.

Jetzt nicht aufgeben

Die PAD würde sich dem Zorn ihrer Anhänger aussetzen, wenn sie jetzt aufgeben würde. Der Regierungschef stünde als Schwächling dar, wenn er der PAD-Forderung jetzt nachkäme und zurücktreten würde. Der Armeechef würde den Ruf des Militärs aufs Spiel setzen, wenn er mit einem zweiten Putsch innerhalb von zwei Jahren versuchte, politische Differenzen auszubügeln.

Nur auf einen hört das ganze Volk: König Bhumibol. Er gilt als höchste moralische Autorität im Land und wird tief verehrt. Ein Wort der Kritik an der PAD, deren Anhänger ihre Monarchietreue mit dem Tragen von T-Shirts in der Königsfarbe gelb beschwören, würde das Bündnis wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Ein Wort der Kritik an der schwachen Regierungsführung, und Somchai wäre unhaltbar. Den letzten Coup gegen Thaksin hatte der König im Voraus abgenickt, sagen Eingeweihte. Die Königin ging im Oktober demonstrativ auf die Beerdigung eines PAD-Anhängers, der bei Demonstrationen umkam. Mit dem Armeechef wartet das ganze Volk gespannt auf einen Wink aus dem Palast.

Christiane Oelrich[dpa]

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