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Proteste in Brasilien: Autofahrer rast in Straßenblockade und tötet zwei Demonstrantinnen

Die Proteste gegen Korruption und soziale Missstände in Brasilien reißen nicht ab. Bei einer Straßenblockade in der Hauptstadt Brasilia kamen zwei Frauen ums Leben, weil ein Autofahrer offenbar absichtlich in die Menschenmenge fuhr.

Bei den Proteste gegen Korruption und soziale Missstände in Brasilien sind am Montag zwei Frauen ums Leben gekommen. Sie wurden in der Kleinstadt Cristalina nahe der Hauptstadt Brasilia von einem Auto erfasst und getötet, wie örtliche Medien berichteten. Die beiden Frauen hätten an einer Demonstration von rund 400 Menschen teilgenommen, die eine Landstraße blockierten. Offenbar sei der Fahrer absichtlich in die Straßenblockade hineingefahren, hieß es.

Medienberichten zufolge flüchtete der Fahrer, soll sich aber inzwischen bei der Polizei gemeldet haben. Nähere Details wurden zunächst nicht bekannt. Damit sind im Zusammenhang mit den landesweiten Protesten bislang vier Menschen ums Leben gekommen. In Cubatão (Bundesstaat São Paulo) setzten Randalierer einen Bus in Brand. Die Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff setzt nun auf Dialog. Sie lud Vertreter der Protest-Bewegung „Passe Livre“ (Freifahrtschein) zu einem Treffen nach Brasília ein.

Die beiden Demonstrantinnen wollten eine Straße bei Cristalina, rund 130 Kilometer von der Hauptstadt Brasília entfernt, mit Autoreifen blockieren, als sie von einem Auto erfasst wurden. Der Fahrer des Wagens flüchtete. In den vergangenen Tagen war bereits ein 18-Jähriger bei einer Straßenblockade in Ribeirão Preto (Bundesstaat São Paulo) von einem Auto überfahren und getötet worden. In Belém im Norden des Landes erlag eine 51-Jährige einem Herzinfarkt. Sie hatte auf der Straße gearbeitet, als in ihrer Nähe Tränengasgranaten explodierten.

Im Großraum von Belo Horizonte (Bundesstaat Minas Gerais), wo am Mittwoch das erste Halbfinal-Spiel des Confederations Cups zwischen Brasilien und Uruguay angepfiffen wird, blockierten Demonstranten am Montag mehrere wichtige Verbindungsstraßen. Bei der Blockade eines Busdepots in dem Ort Governador Valadares setzte die Polizei Pfefferspray ein, um die Versammlung aufzulösen. Etwa 100 Busse konnten nach lokalen Medienberichten wegen der Blockade das Depot nicht verlassen.

Am Wochenende waren die Proteste zunächst abgeflaut. In Rio zogen etwa 2000 Menschen vor das Wohnhaus von Gouverneur Sérgio Cabral, um gegen Korruption, Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr und die geplante Einschränkung der Ermittlungsbefugnisse für die Staatsanwaltschaft zu protestierten. Ausschreitungen wurden nicht gemeldet.

Am Montag wollte Präsidentin Rousseff in Brasília neben Vertretern der Protestbewegung auch Gouverneure und Bürgermeister treffen, um die Forderungen der Demonstranten zu besprechen. Die Bewegung „Freifahrtschein“ zeigte sich in einem offenen Brief an Rousseff überrascht über die Einladung zu den Gesprächen. „Diese Geste des Dialogs der Bundesregierung passt nicht zur Behandlung der sozialen Bewegungen, die die Politik dieser Amtsführung prägt.“ Es scheine, dass „die Revolten, die sich über die Städte Brasiliens seit dem 6. Juni ausbreiten“, neue Wege öffneten.

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