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Demonstranten und Polizisten gerieten aneinander.

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Update

Proteste in der Ukraine: Gewaltsame Zusammenstöße bei Demonstrationen in Kiew

Es fliegen Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit, Steine und Feuerwerkskörper: Die bislang eher ruhigen Demonstrationen in Kiew schlagen jetzt in Gewalt um. Etwa 120 Polizisten kamen zu Schaden und auch auf der Seite der Demonstranten gab es Verletzte.

Bei gewaltsamen Zusammenstößen nahe des Präsidentensitzes in Kiew sind nach offiziellen Angaben etwa 120 Polizisten sowie mindestens 22 Demonstranten verletzt worden. „Gruppen von Provokateuren warfen Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit, Steine und Feuerwerkskörper“, teilte die ukrainische Polizei am Sonntag mit. Die Sicherheitskräfte setzten massiv Tränengas sowie Blendgranten ein, um die Randalierer zu vertreiben.

Dabei erlitten nach Berichten von Ärzten knapp zwei Dutzend Protestierer Knochenbrüche und Augenreizungen. Oppositionspolitiker verurteilten die Randale Hunderter zum Teil vermummter junger Menschen, die auch einen Traktor gegen die Absperrungen einsetzten. „Der Sturm des Präsidentensitzes ist eine Provokation der Regierung, um die friedliche Aktion auf dem Unabhängigkeitsplatz zu diskreditieren“, sagte Boxweltmeister Vitali Klitschko. Zuvor hatten schätzungsweise Hunderttausende Menschen auf dem nahen Unabhängigkeitsplatz friedlich den Rücktritt von Präsident Viktor Janukowitsch sowie einen EU-Kurs ihres Landes gefordert.

Die Demonstranten riefen in Sprechchören immer wieder „Revolution“ und schwenkten EU-Fahnen als Forderung für einen Westkurs ihres Landes. Die Vaterlandspartei der inhaftierten Oppositionsführerin Julia Timoschenko sprach von etwa 500 000 Demonstranten bei der „Volksversammlung“. Der amtierende Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte die Ukraine mit Nachdruck auf, „die Versammlungsfreiheit zu gewährleisten und die friedlich Demonstrierenden vor jeder Art von Einschüchterung und Gewalt zu schützen“.

Janukowitsch will seinen EU-Kurs ändern

Janukowitsch versprach in einer Mitteilung, alles für eine schnelle Annäherung der Ex-Sowjetrepublik an die EU zu tun. Es gehe aber darum, wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. Der Präsident hatte auf dem EU-Gipfel zur Östlichen Partnerschaft in Vilnius nach starkem Druck des Nachbarlands Russland die Unterschrift unter ein Assoziierungsabkommen mit der EU verweigert. Spezialeinheiten der Polizei riegelten das Regierungsviertel ab.
Die Demonstranten zogen zunächst vom Taras-Schewtschenko-Park über die Flaniermeile Kreschtschatik zum Maidan, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete.

Nach einer Gerichtsentscheidung vom Morgen waren Proteste dort eigentlich verboten. Allerdings räumten Demonstranten die aufgestellten Metallgitter weg, die Sicherheitskräfte zogen sich zurück. Der Maidan ist spätestens seit der prowestlichen Orangenen Revolution 2004 der bedeutendste Platz im zweitgrößten Flächenstaat Europas.

Auf Plakaten gaben die Demonstranten der Regierung die Schuld an einem brutalen Polizeieinsatz gegen EU-Anhänger am Vortag. Dabei waren Dutzende Menschen verletzt worden. Innenminister Witali Sachartschenko entschuldigte sich für das Vorgehen der Sondereinheit „Berkut“ (Steinadler). Der Kiewer Polizeichef Waleri Korjak bot seinen Rücktritt an. (dpa)

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