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Seit vierzig Jahren herrscht Muamar Gaddafi in Libyen

© dpa

Proteste in Libyen: Gaddafi lässt auf Demonstranten schießen

In Libyen gehen die Sicherheitskräfte brutal gegen Demonstranten vor. Zahlreiche Regierungsgegner wurden bereits getötet. "Wir befinden und mitten in einem Massaker“, sagte ein Einwohner.

Bei neuen Protesten von Regierungsgegnern in Libyen sind erneut zahlreiche Menschen getötet worden. In der Hafenstadt Benghasi schossen am Samstag Einwohnern zufolge Scharfschützen der Sicherheitskräfte aus einem befestigten Gelände heraus auf Demonstranten. Dutzende Menschen seien getötet worden. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa zitierte einen Augenzeugen, wonach die Stadt nach den tagelangen Unruhen “völlig außer Kontrolle“ sei. Einwohnern zufolge wurden allmählich die Lebensmittel knapp. Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete zuvor von mindestens 15 Toten, als Sicherheitskräfte das Feuer auf eine Trauerfeier eröffnet hätten. Führende muslimische Geistliche des Landes riefen die Sicherheitskräfte auf, das gewaltsame Vorgehen gegen die Demonstranten zu beenden.

“Dutzende wurden getötet, ...nicht 15, Dutzende. Wir befinden und mitten in einem Massaker“, sagte ein Einwohner. Seinen Worten zufolge wurden die Demonstranten erschossen, als sie versuchten in die Kommandozentrale der Sicherheitskräfte einzudringen. Ein anderer Einwohner sagte, die Sicherheitskräfte hätten sich auf das Gelände der Einsatzleitung zurückgezogen. Ein Italiener berichtete der Agentur Ansa aus der Stadt, dass Regierungs- und Verwaltungsgebäude sowie eine Bank niedergebrannt worden seien. “Die Rebellen haben geplündert und alles zerstört“, sagte der Augenzeuge. Nirgendwo sei Polizei zu sehen. Eine Gruppe muslimischer Geistlicher forderten die Sicherheitskräfte auf, dem Töten ein Ende zu machen. “Stoppt das Massaker jetzt“, hieß es in ihrem Appell.

Zuvor waren erneut Tausende Menschen im rund 1000 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelegenen Benghasi auf die Straße gegangen, um gegen Staatschef Muamar Gaddafi zu demonstrieren. Bereits bei den Protesten in den vorangegangenen drei Tagen waren nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mindestens 84 Menschen getötet.

Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben gab es nicht. Ausländische Reporter sind nicht zugelassen, einheimischen Journalisten wurde die Reise nach Benghasi verwehrt, wo die Unterstützung für Gaddafi deutlich geringer als in anderen Landesteilen ist. Die Regierung äußerte sich nicht zu den Gewaltausbrüchen. Es sind die schwersten Unruhen in Gaddafis 40-jähriger Herrschaft. Wegen der Medienzensur ist das Ausmaß der Proteste aber nur schwer abzuschätzen.

Zudem waren die Mobilfunkverbindungen in das Zentrum des Protests im Osten des Landes häufig unterbrochen. Auch wurde die Internet-Verbindung in Libyen gekappt.

Proteste für Demokratie und soziale Reformen gab es am Samstag auch in Algerien, dem Jemen, in Bahrain, Oman und Kuwait sowie im Kleinstaat Dschibuti am Horn von Afrika. (Reuters)

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