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Proteste in Thailand: Erst die Gelben, jetzt die Roten

Es ist eine Blamage für Thailands unerfahrenen Ministerpräsidenten Abhisit Vejjajiva: Tausende Demonstranten stürmten am Samstag das Gipfeltreffen 16 asiatischer und pazifischer Regierungschefs, Thailand musste die Konferenz absagen und die angereisten Regierungschefs mit Hubschraubern aus dem Chaos in Sicherheit bringen lassen.

„Wo waren Armee und Polizei?“, fragten konsternierte Minister und Regierungschefs aus China, Südkorea, Japan und den zehn Staaten der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean. Sie sahen aus ihren Hotelfenstern nur noch Rot – das Markenzeichen der Regierungsgegner, die in roten T-Shirts auf das Konferenzgelände stürmten. Die Demonstranten schlugen die Glastüren ein, im Innern warfen sie Tische um, schwenkten thailändische Fahnen und riefen: „Abhisit raus!“ Die ausländischen Gäste waren mitten in einer bitteren innenpolitischen Auseinandersetzung gelandet, die Thailand seit drei Jahren spaltet.

Die Demonstranten interessierten sich nicht für die internationale Politik. Ihr Ziel war ausschließlich Abhisit, den sie aus dem Amt zwingen wollen. Es ist eine Art Revanche. Denn schon im vergangenen Jahr war Thailand von Protesten weitgehend lahmgelegt worden. Nur waren die Demonstranten damals gelb gekleidet und protestierten gegen die Vorgängerregierung, die prompt aus dem Amt gehebelt wurde. Das gelbe Protestbündnis stand hinter dem Oppositionsführer Abhisit, der nun Regierungschef ist. Die Gelben kämpften gegen eine Regierung, in der sie Marionetten des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra sahen. Die Roten wiederum sind Anhänger von Thaksin, die Abhisits Regierungsübernahme nicht akzeptieren. Er kam ins Amt, weil er der Thaksin-freundlichen Vorgängerregierung Koalitionspartner abspenstig machen konnte.

Das Land ist tief gespalten: auf der einen Seite stehen die Roten, die Thaksins populistische Politik mit Krankenversorgung und Mikrokrediten für Arme unterstützen; auf der anderen Seite die Gelben, hinter denen auch einflussreiche Bangkoker Familien stehen, die ihre Felle mit Thaksin wegschwimmen sahen. Als die von den Roten gestützte Regierung im vergangenen Jahr bei Demonstrationen der Gelben mehrfach den Ausnahmezustand verhängte, ignorierte die Armee das und ließ die Demonstranten gewähren. In Pattaya soll es nun die Polizei gewesen sein, die mit den Roten sympathisierte und ihnen den Sturm des Gipfel erleichterte. In Pattaya tauchte auch erstmals eine dritte Farbe auf: die Blauhemden, Anhänger der Regierung, die sich den Rothemden mit Wurfgeschossen in den Weg stellten und Abhisits Gipfel retten wollten. Christiane Oelrich (dpa)

Christiane Oelrich (dpa)

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