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Hillary Clinton besuchte eine Iftar-Mahl, das traditionelle Abendessen im muslimischen Fastenmonat Ramadan.

© AFP

Provokation: Clinton verurteilt geplante Koran-Verbrennung

Eine Gruppe fundamentalistischer Christen in Florida hat für den Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 die öffentliche Verbrennung von etwa 200 Exemplaren des Korans angekündigt. Die Empörung ist groß, auch auf Regierungsebene.

Als bislang ranghöchste Vertreterin der US-Regierung hat Außenministerin Hillary Clinton die geplante Verbrennung des Korans durch fundamentalistische Christen verurteilt. Sie begrüße, dass Vertreter aller Religionen in Amerika das "respektlose und schändliche" Vorhaben kritisiert hätten, sagte Clinton am Dienstag (Ortszeit) in Washington. Die Evangelikalen aus Florida hielten vorerst an ihrem Plan fest.

Clinton äußerte sich "ermutigt" durch die "klare und eindeutige Verurteilung" des Vorhabens durch Vertreter aller Glaubensrichtungen in den USA, aber auch durch führende laizistische US-Vertreter und Meinungsmacher. Die Außenministerin äußerte sich bei einem Iftar-Mahl, dem traditionellen Abendessen im muslimischen Fastenmonat Ramadan.

Zuvor hatte Clintons Sprecher Philip Crowley die für den Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September geplante Koran-Verbrennung als unvereinbar mit den amerikanischen Werten bezeichnet. Ein solcher Akt sei "entgegen unseren Werten, entgegen der Art und Weise, wie sich die Zivilgesellschaft in diesem Land entwickelt hat", erklärte Crowley. Die Idee einer solchen Bücherverbrennung bezeichnete er als provokativ, respektlos und intolerant.

Justizminister Eric Holder erklärte, sollte die evangelikale Splittergruppe aus dem Bundesstaat Florida ihr Vorhaben umsetzen, sei das "idiotisch und gefährlich". Eine Vereinigung von US-Veteranen sprach von einem Plan "religiöser Extremisten".

"Nichts wird gewonnen, aber alles kann verloren werden durch diese egoistische Tat", sagte Richard Eubank, Chef der Gruppe VFW, die rund 1,5 Millionen Mitglieder hat.

"Unerträgliche Provokation"

Die evangelische Kirche in Deutschland verurteilte die Ankündigung der Koran-Verbrennung als "unerträgliche Provokation".

Auch aus der katholischen Kirche war Kritik zu hören, etwa in der Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano" vom Dienstag.

Sowohl das Weiße Haus als auch der Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan, David Petraeus, hatten bereits am Dienstag vor den etwaigen Folgen für ausländische Soldaten in Afghanistan gewarnt, sollte die Koran-Verbrennung stattfinden. Auch die Koordinierungsstelle für Hilfsorganisationen in Afghanistan (ACBAR) warnte am Mittwoch davor, dass die Aktion zu weiterer Gewalt in Afghanistan führen und "unschuldige Zivilisten und Helfer das Leben kosten" könnte. In Afghanistan sind rund 150.000 ausländische Soldaten im Einsatz, die meisten aus den USA. Sie kämpfen gegen die 2001 gestürzten Taliban an.

Behörden können kaum eingreifen

Die Gruppe Dove World Outreach Center in Gainesville im US-Bundesstaat Florida hat für den Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 am Samstag die öffentliche Verbrennung von etwa 200 Exemplaren des Korans angekündigt, des Heiligen Buchs der Muslime. Damit will die Gruppe nach den Worten ihres Pastors Terry Jones eine "klare Botschaft" gegen Drohungen radikaler Islamisten senden.

Die örtliche Feuerwehr hat die Aktion zwar nicht genehmigt, die Polizei kann aber nicht eingreifen, bevor die Demonstranten zur Tat schreiten. Auch dann können die Beamten lediglich Verwarnungen und Strafen wegen einer Ordnungswidrigkeit erteilen, aber niemanden festnehmen. (AFP)

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