zum Hauptinhalt

Prozess: Anwältin des Mumbai-Terroristen abgesetzt

170 Menschen wurden bei den Terrorangriffen vergangenen November in Mumbai getötet. Dem einzigen überlebenden Attentäter, Ajmal Amir Kasab, wird nun der Prozess gemacht. Zum Auftakt wurde seine Anwältin abgesetzt.

Als Grund für die Absetzung der Pflichtverteidigerin wird ein Interessenkonflikt genannt. Anwältin Anjali Waghmare hatte zuvor nicht offengelegt, dass sie neben dem pakistanischen Angeklagten noch ein Opfer der Angriffe vom vergangenen November bei dessen Schadensersatzforderung vertritt. Radikale Hindus hatten gewaltsam dagegen protestiert, dass die mit einem Polizisten verheiratete Juristin den Angeklagten vertritt, und verlangten außerdem die Hinrichtung des Pakistaners ohne Prozess. Ihr Stellvertreter wird den Fall übernehmen. Der 21-jährige Kasab hat bereits mehrfach vergebens nach einem Anwalt aus Pakistan verlangt. Das Gericht tritt am Freitag erneut zusammen.

Ajmal Amir Kasab, der angeblich der pakistanischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba angehört, wird des Mordes und der Kriegsführung gegen die Nation angeklagt. Kasab und neun andere muslimische Extremisten hatten Ende November 2008 drei Tage lang Geiseln genommen und Gebäude in Mumbai (ehemals Bombay) besetzt gehalten. 170 Menschen kamen bei den Anschlägen ums Leben, darunter auch neun der zehn Attentäter.

Der Prozess um Kasab, den einzigen überlebenden Attentäter, begann unter aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen. Für die Verhandlungen wurde im Hochsicherheitsgefängnis Mumbai eigens ein bombensicherer Gerichtssaal errichtet. Mehr als 500 Polizisten überwachen die Umgebung des Gefängnisses. Die umfangreichen Vorkehrungen sind auch der Grund dafür, dass der Prozess nicht wie geplant Anfang April beginnen konnte.

Außer Kasab sollen zwei Inder vor dem Sondergericht erscheinen, denen vorgeworfen wird, die Terroristen unterstützt zu haben. Die Polizei hat ein 11 000 Seiten umfassendes Anklageprotokoll gegen insgesamt 38 Verdächtige erstellt.

Die Terroranschläge haben die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan schwer belastet. Die US-Regierung musste sich einschalten, um die Spannungen zu entschärfen. Neu Delhi legte den Friedensprozess zwischen den beiden benachbarten Atommächten nach den Angriffen auf Eis. Indien wirft Islamabad immer wieder vor, islamistische Terroristen zu unterstützen oder zumindest zu dulden, die von Pakistan aus Ziele in Indien angreifen. (mm, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false