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Prozess: Sauerland-Gruppe wurde von der Terrorzentrale gesteuert

Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe sind bei ihren Anschlagsvorbereitungen offenbar von der Führung der Islamischen Dschihad Union massiv unter Druck gesetzt worden.

Die Führung der Islamischen Dschihad Union (IJU) in Pakistan habe den Angeklagten im Sommer 2007 per E-Mail noch drei Wochen Zeit bis zur Tatausführung gegeben, sagte der zuständige Chefermittler des Bundeskriminalamts als Zeuge vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Andernfalls wären sie nach Pakistan abkommandiert worden.

Wichtigster Hinweis für die Verstrickung der aus Usbekistan stammenden IJU ist nach BKA-Ansicht ein Bekennerschreiben auf einer inzwischen geschlossenen türkischen Internetseite. Dort berichtete die IJU von der Festnahme ihrer "drei Brüder" im Sauerland und konkreten Anschlagszielen, die das BKA nach der Festnahme gar nicht veröffentlicht hatte. Es handele sich demnach um "Täterwissen", sagte der BKA-Zeuge. Einige Verteidiger bezweifeln, dass die Angeklagten Kontakt zur IJU hatten. In Medienberichten wurde jüngst auch die Existenz der IJU generell infrage gestellt.

Die vier Angeklagten in dem Terror-Prozess waren nach Ansicht der Ermittler eng in die IJU-Strukturen verstrickt. Adem Y. habe mehreren Bekannten den Weg zu der Terrorgruppe geebnet und Ausrüstung für den paramilitärischen Kampf beschafft, sagte der BKA-Zeuge. Y. sei auch Schatzmeister der deutschen Zelle gewesen. Daniel S. sei in die Rekrutierung von Islamisten für die IJU involviert gewesen.

Hauptansprechpartner für die IJU-Spitze sei Fritz G. gewesen. Dieser habe den E-Mail-Kontakt gehalten. Die IJU habe G. und Y. den Auftrag für die Anschläge noch in Pakistan erteilt. G. habe die "Fassade eines bürgerlichen Lebens" mit Ehe und Studium aufrechterhalten, obwohl die Anschlagsvorbereitung praktisch ein "Full-Time-Job" gewesen sei. Der später in der Türkei festgenommene vierte Angeklagte, Atilla S., sei der IJU ebenfalls bekannt und für die Zünderbeschaffung zuständig gewesen.

Angeklagt sind vier Männer wegen der Vorbereitung von Autobomben-Anschlägen in Deutschland und aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Terrorgruppe IJU, einer militanten Untergrundorganisation aus Usbekistan. Die mutmaßliche Terroristen, die am 4. September 2007 im sauerländischen Oberschledorn festgenommen wurden, sollten diese Anschläge ausführen. Angeblich wurden sie 2006 in einem Terrorcamp in Pakistan ausgebildet.

Zum Auftakt des vierten Prozesstages beendete der Staatsschutzsenat die andauernde Konfrontation mit dem Angeklagten Adem Y., der sich mehrfach geweigert hatte, bei Eintreten des Senats in den Saal aufzustehen. Y. wurde bei der heutigen Sitzung deshalb erst hineingeführt, nachdem das Gericht den Saal betreten hatte. Man wolle nicht in einen prozessualen Kleinkrieg für zwei Jahre eintreten, sagte der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling. Er verwies darauf, dass er Y., der nur für Allah aufstehen will, bei fortdauerndem ungebührlichen Verhalten eine Ordnungshaft von insgesamt bis zu zwei Jahren auferlegen könne. (ds/dpa)

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