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Politik: Putin in Berlin: "Ein Gipfel des persönlichen Kennenlernens"

Am Ende war es sogar dem beherrschten Wladimir Putin zuviel. "Sie bringen uns in eine äußerst unbequeme Lage: Sie verlangen immer, dass wir öffentlich unsere Liebe unter Beweis stellen", wehrte sich der Kreml-Chef gegen eine weitere Frage nach der Herzlichkeit seiner Beziehung zu Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Am Ende war es sogar dem beherrschten Wladimir Putin zuviel. "Sie bringen uns in eine äußerst unbequeme Lage: Sie verlangen immer, dass wir öffentlich unsere Liebe unter Beweis stellen", wehrte sich der Kreml-Chef gegen eine weitere Frage nach der Herzlichkeit seiner Beziehung zu Bundeskanzler Gerhard Schröder. So groß war der Erwartungsdruck, so verbreitet die Spekulationen darüber, ob sich bei dem ersten persönlichen Treffen der beiden Politiker ein ähnlich enges Verhältnis entwickeln könnte wie die Männerfreundschaft zwischen Boris Jelzin und Helmut Kohl. "Bei uns kam einfach kein Verlangen auf, in die Sauna zu gehen", sagte Putin in Anspielung auf die Sauna-Diplomatie der beiden Amtsvorgänger, und Schröder ergänzte zum Thema Dampfbad: "Was nicht ist, kann ja noch werden."

Fast schon demonstrativ stellten der Bundeskanzler und der russische Präsident immer wieder den pragmatischen Charaker ihrer Begegnung in den Vordergrund. Vielleicht nicht so sehr, weil dies der tatsächlichen Chemie zwischen beiden entsprach. Eher wollten sich die beiden Politiker von den übergroßen Schatten der Ära Jelzin-Kohl lösen und eine neuen, jüngeren Politik-Stil zeigen. "Andere Leute, andere Sitten", variierte Putin auf deutsch das bekannte Sprichwort. Schröder betonte, die Basis zwischen Ländern seien schließlich die gemeinsamen Interessen und "nicht das gute Verstehen der Politiker."

Beide benutzten gerne die Worte "pragmatisch", "effizient" und "ergebnisorientiert". Doch wenn sie es auch herunterspielen wollten: Der vorrangige Sinn dieser zweitägigen Regierungskonsultationen bestand nun einmal darin, den direkten Draht zwischen Moskau und Berlin wiederherzustellen. Denn von vornherein stand fest, dass bei den Themen auf der Agenda kein sensationeller Durchbruch zu erwarten sein würde. Selbst die vier Wirtschaftsabkommen, die der Chef des Gazprom-Konzerns mit deutschen Unternehmen unterzeichnete, waren schon im Vorfeld ausgearbeitet worden.

Schröder charakterisierte die Begegnung dennoch als "Gipfel des persönlichen Kennenlernens und konkreter Ergebnisse." Schröder sprach von einem "umfassenden neuen Start" der deutsch-russischen Beziehungen. Er sicherte Russland weitere Unterstützung bei den Wirtschaftsreformen zu. So solle der Streit um die Hermes-Bürgschaften bald gelöst und ein neuer Hermes-Plafonds in Höhe von einer Milliarde Mark aufgelegt werden. Der Kanzler sprach sich für eine umfassende Beteiligung Russlands an der europäischen Integration aus. "Beachtung" verdienten auch die russischen Vorschläge für eine gemeinsame Raketenabwehr mit Europa. Putin bezeichnete die Bundesrepublik als "führenden Partner Russlands in Europa und der Welt". Russland habe die Folgen der Finanzkrise von 1998 überwunden und biete gute Bedingungen für den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.

Der russische Präsident dankte Schröder für den guten Empfang in Deutschland. Das Urteil des Kanzlers in internationalen Fragen wie der Nato-Erweiterung oder der von den USA geplanten nationalen Raketenabwehr (NMD) sei für ihn sehr wichtig, sagte Putin. Die Vorschläge Moskaus zur Verhinderung einer Verletzung des ABM-Vertrages über die Begrenzung von Raketenabwehrsystemen seien von den Deutschen positiv aufgenommen worden. Deutschland strebt zudem eine führende

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