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Alte Freund. Syrien Machthaber Assad und Wladimir Putin.

© AFP

Putin und die arabische Welt: Liebäugeln mit dem Muskelmann

In der arabischen Welt kommt die Machtpolitik Wladimir Putins sehr gut an. Die Entfremdung vom Westen dagegen wächst. Vor allem die Vereinigten Staaten haben das Nachsehen.

Syrien Baschar al Assad übermittelte seine Glückwünsche sogar per Telegramm in den Kreml. Wladimir Putins Reaktion auf die Ukraine-Krise sei legitim und verfolge das Ziel, „eine ausgeglichene und transparente Welt zu schaffen, in der die Souveränität der Staaten und das Selbstbestimmungsrecht der Volker respektiert wird“, textete der Diktator und pries die „weise Politik und rationale Vorgehensweise“ der russischen Führung „angesichts der Putschversuche terroristischer Extremisten gegen Rechtmäßigkeit und Demokratie“.

Auch wenn sich sonst kein anderer nahöstlicher Autokrat zu solchen bizarren Elogen hinreißen ließ, Putins Konfrontationskurs gegen den Westen trifft in anderen Hauptstädten der Region ebenfalls auf Zustimmung. Nicht nur Syrien und Iran, die sich seit Jahrzehnten als Bastionen des Widerstands gegen westliche Dominanz verstehen, auch Irak und Ägypten liebäugeln mit dem Muskelmann im Kreml – eine Entwicklung, die das Machtgefüge im Orient tiefgreifend umkrempeln könnte. Denn wie beim Nachbarn Ukraine strebt Russland auch im Nahen und Mittleren Osten zurück zur einstigen sowjetischen Großmachtrolle im Kalten Krieg, als politischer Schutzpatron und zuverlässiger Waffenlieferant.

Die Entfremdung zwischen dem Westen und der arabischen Welt dagegen wächst. Besonders die Beziehungen der USA zu ihren regionalen Verbündeten haben seit dem Arabischen Frühling gelitten. Die Golfstaaten verübeln Washington seine Annäherung an den Iran und sein militärisches Zögern in Syrien. Iraks Premier Nuri al Maliki macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Mahnungen aus dem Weißen Haus auf die Nerven gehen. Ägyptens Außenminister Nabil Fahmy sprach offen von einer „gefährdeten Beziehung“, seit Barack Obama nach dem Sturz von Mohammed Mursi die Auslieferung von Kampfflugzeugen auf Eis legte. Umso mehr imponiert Putins machtbewusstes und kaltschnäuziges Agieren auf der Weltbühne.

Assad bekommt von Moskau nach wie vor alles an Kriegsgerät geliefert, was der Herrscher für seinen blutigen Bürgerkrieg braucht. Die erste Auslandsreise des neuen starken Mannes am Nil, Feldmarschall Abdel Fattah al Sissi, ging nicht nach Europa oder in die Vereinigten Staaten, sondern nach Russland, von wo er prompt mit einem Zwei-Milliarden-Dollar-Waffenvertag heimkehrte. Auch der Iran hofft, aus der Ukrainekrise Kapital schlagen und das westliche Sanktionsregime mit Hilfe Moskaus durchlöchern zu können. Erst kürzlich schloss Russland mit der Islamischen Republik einen Vertrag, der Teheran 500000 Barrel Ölexporte pro Tag an Moskau zusichert, die 1,5 Milliarden Dollar pro Monat einbringen.

Tritt das Abkommen ins Kraft, könnte Teheran seine ramponierten Ölgeschäfte mit einem Schlag um 50 Prozent steigern, was seine ökonomische Zwangslage und seine Kompromissbereitschaft im Atomstreit deutlich reduzieren dürfte. Der US-Führung ließ Putin jetzt durch seinen Vizeaußenminister ausrichten, Russland könne mit Blick auf die Krimkrise seine Kooperation bei den Atomgesprächen revidieren. „Wir würden die Gespräche ungern als Element nutzen, um den Einsatz zu erhöhen“, erklärte Sergei Ryabkov im Blick auf die Sanktionsbeschlüsse in Brüssel. Man könnte sich aber dazu gezwungen sehen, um „Vergeltung zu üben für Aktionen der Vereinigten Staaten und Europa“.

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