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Politik: Radaropfer: Offizier bietet Einheit für Radar-Studie an

Andreas Römer will seinem Dienstherr, der Bundeswehr, keinen Vorwurf machen. "Wir sind ja nicht bewusst gegrillt worden", sagt Andreas Römer immer wieder.

Andreas Römer will seinem Dienstherr, der Bundeswehr, keinen Vorwurf machen. "Wir sind ja nicht bewusst gegrillt worden", sagt Andreas Römer immer wieder. Nein, Vorwürfe will er seinem Dienstherrn, der Bundeswehr, nicht machen. Und erst recht nicht will er ihr Vorsatz unterstellen: "Dazu wussten wir damals allesamt zu wenig über die Strahlung an den Radaranlagen der Bundeswehr". Von 1974 bis 1997 arbeitete Römer in unterschiedlichster Funktion an den Flugabwehrsystemen Hawk und Patriot. 1997 wurde der Oberstleutnant krank, später diagnostizierten die Ärzte eine nicht therapierbare Leukämie. Heute, mit 50 Jahren, wartet Römer noch immer darauf, dass seine Krebserkrankung als Berufskrankheit anerkannt wird. 1997 stellte erstmals den entsprechenden Antrag, der bis 2000 zweimal von der zuständigen Wehrbereichsverwaltung abgelehnt wurde und seither das Sozialgericht München beschäftigt.

Während Anträge anderer Betroffener bewilligt wurden, die wie er an Radargeräten gearbeitet hatten, wurde Römer beschieden, den Richterspruch abzuwarten. Ein Satz in dem Abschlussbericht des Ministeriums zum Thema Radar war es, der den 50-Jährigen jetzt wieder auf den Plan rief: Da schlägt Kommissionschef Theo Sommer eine "Kohortenstudie zum Vergleich" vor, um die auffällige Häufigkeit zwischen Arbeitsplatz, Radar und Krebserkrankungen zu belegen.

Andreas Römer bietet eine solche "Kohorte" an: 30 junge Männer hatten 1970 in Neubiberg bei München am ersten Modelllehrgang zur Neuordnung der Offizierslaufbahn in der Luftwaffe teilgenommen. Nach vier Jahren Studiums wurden 22 Soldaten in die Dienstbereiche Logistik, Personalführung und Fernmeldedienst entsandt - acht wurden zu Radarexperten: Sechs arbeiteten fortan an den Flugabwehrraketenverbänden Hawk und Nike, zwei in Radarführungsverbänden. Andreas Römer kennt ihre Namen und ihre Tätigkeiten. Von seinen acht Kollegen - alle zwischen 30 und 53 Jahre alt - sind zwischen 1980 und 2000 zwei an Krebs verstorben und zwei an Krebs erkrankt. Von den anderen 22, die nicht am Radar standen, ist einer dem Krebs erlegen, und einer krebskrank. Römer: "Warum werden nicht alle Krebsfälle aussortiert und von unabhängigen Experten beurteilt?" Verteidigungsminister Scharping hatte Ende Juni eine streitfreie Lösung für die röntgenverstrahlten Techniker angekündigt.

Claudia Lepping

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