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Randnotizen: Wahl kurios

Die Wahl ist gelaufen, aber nicht immer lief alles nach Plan. Es gab Überraschungen, negative und positive, es gab Ausreißer nach unten oder nach oben. Wir haben in dieser Banderole notiert, was neben den ganz großen Fragen auch noch wichtig war.

Piratenhochburg

Den Bundestag konnte die Piratenpartei nicht entern. Dafür waren die zwei Prozent, die sie im Durchschnitt holte, zu wenig. Einige Hochburgen konnte sich die Partei dennoch sichern. Und die liegen – wie sollte es anders sein – nah am Wasser. Im Hamburger Stadtteil Veddel hängten die Piraten mit 10,6 Prozent der Stimmen sogar die CDU mit ihren 10,2 Prozent ab.

Die Nummer eins

Zum echten Chartstürmer der Direktkandidaten hat sich der 37-jährige Karl-Theodor zu Guttenberg gemausert. Mit 68,1 Prozent erzielte der CSU-Generalsekretär in seinem Wahlkreis Kulmbach das bundesweit beste Direktwahlergebnis, was auch seine Gattin Stephanie zu Guttenberg freute.

Schwarze Insel

Schwarz gewählt haben vor allem die Bayern. Bei einem Bundestagsergebnis von 33,8 Prozent hält das Land mit 42,6 Prozent dagegen. Der Wahlkreis mit den meisten Stimmen für die bayerische Unionspartei CSU ist Altötting, der östlich von München liegt. 51,9 Prozent der Zweitstimmen konnte sie dort für sich gewinnen – dennoch sind das 6,4 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2005.

Herr der Fliege

Heinz Riesenhuber (CDU), ist der älteste Abgeordnete im neu gewählten Bundestag. Doch ganz wahrhaben will es der Ex-Bundesforschungsminister nicht. „Ich war doch immer der Jüngste, auch noch in der Regierung Kohl“, sagte der 73-Jährige, der immer Fliege trägt, als er erstmals mit der Tatsache konfrontiert wurde, künftig der Alterspräsident des Parlaments zu sein. Dafür darf er die erste Rede halten.

Türkischstämmige

Fünf türkischstämmige Kandidaten haben den Einzug in den Bundestag geschafft: Die Grüne Ekin Deligöz und die Linke Sevim Dagdelen werden nach Angaben der türkischen Gemeinde in Deutschland in Berlin erneut im Parlament sitzen. Außerdem haben Memet Kilic aus Pforzheim (Grüne), Serkan Tören aus Stade/Rotenburg (FDP) und Aydan Özoguz aus Hamburg (SPD) erstmals Mandate ergattert.

Tief in Sachsen-Anhalt

Es besteht kein Zweifel, dass die SPD der große Wahlverlierer ist. Ihr Status als Volkspartei ging vorerst verloren. Etwa sechs Millionen Wähler kehrten nach Berechnungen der ARD der ältesten Partei Deutschlands im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 den Rücken. Aber in keinem anderen Bundesland waren die Verluste so stark wie in Sachsen-Anhalt. Die Sozialdemokraten holten dort 15,9 Prozent weniger Zweitstimmen als bei der Abstimmung vor vier Jahren.

Rekordgewinne

Als großer Wahlsieger gilt die FDP mit Guido Westerwelle an der Spitze. Sie hat in vielen Bundesländern Rekordergebnisse verbuchen können. Die meisten Stimmen konnten die Liberalen in Baden-Württemberg sammeln. Mit 18,8 Prozent lagen sie nur ein halbes Prozent unter dem Ergebnis der SPD. Dabei mobilisierten sie 6,9 Prozent mehr Wähler als bei den Bundestagswahlen im Jahr 2005.

SPD-Hochburg

Trotz großer Verluste hat die SPD bei den Bundestagswahlen in Stammwahlkreisen hohe Ergebnisse erzielt: Den größten Anteil der Zweitstimmen konnte sie in dem industriell geprägten Wahlkreis Duisburg II sammeln. Wäre es nach den Duisburgern gegangen, hätten die Sozialdemokraten mit 40,9 Prozent in den Bundestag einziehen können.

Best of Oskar

Was nach dem sonntäglichen Wahlabend festgehalten werden muss, ist die Etablierung der Linkspartei in westdeutschen Wahlkreisen. Der Parteivorsitzende Oskar Lafontaine hat maßgeblich dazu beigetragen, die Sozialisten auch im alten Gebiet der Bundesrepublik salonfähig zu machen. Und so schafften sie 24 Prozent im Wahlkreis Saarbrücken – der politischen Heimat des Parteichefs.

Gescheitert

Zum Schreien waren die Wahlergebnisse für Cem Özdemir. Zwar erzielte seine Grünen-Partei das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte (10,7 Prozent). Ausgerechnet er als Parteivorsitzender scheiterte aber bei seiner Direktkandidatur im Wahlkreis Stuttgart 1. Da die baden-württembergischen Grünen ihm einen aussichtsreichen Listenplatz verwehrten, muss Özdemir die Partei nun lenken, ohne einen Platz im Bundestag zu haben.

Carstensen-Land

Die alten Widersacher in Schleswig-Holstein, Regierungschef Peter Harry Carstensen (CDU) und Ralf Stegner (SPD), lagen bei der Landtagswahl nicht nur im Zweitstimmenergebnis weit auseinander. Auch bei den Erststimmen konnte sich Carstensen deutlich absetzen: In seinem Wahlkreis Husum-Land erreichte er mit 43,3 Prozent das beste CDU-Direktwahlergebnis. Stegner blieb bei 27,6 Prozent hängen.

Der verlorene Wähler

Ein Negativrekord wurde am vergangenen Sonntag bei der Wahlbeteiligung erreicht. Nur 70,8 Prozent der Wahlberechtigten gaben bei meist strahlendem Sonnenschein ihre Stimme ab. Besonders drastisch war der Rückgang im Wahlkreis Anhalt in Sachsen-Anhalt. Zwar stimmten hier auch vor vier Jahren im Bundesvergleich die wenigsten Menschen ab, aber jetzt gab es nochmal einen Rückgang von etwa zehn Prozent auf nur noch 57,7 Prozent. Die meisten Wähler stimmten in Rheinland-Pfalz ab.

Brandenburg spezial

War es Protest oder Schusseligkeit? Laut dem vorläufigen Endergebnis in der Mark gaben mehr Brandenburger ihre Stimmen für den Landtag als für den Bundestag ab. Die Wahlbeteiligung der Landtagswahlen lag bei 67,5 Prozent. Nur 67,1 Prozent machten dagegen von ihrem Stimmrecht Gebrauch, um den Bundestag zu wählen.

Ach, Jugend!

Auch die Jugend wählte konservativ: Deutlich stärkste Kraft bei den unter 30-Jährigen wurde mit 27 Prozent der Stimmen die Union aus CDU und CSU. Der FDP gaben 17 Prozent der Jungwähler ihre Stimme. Grüne und SPD schafften es bei ihnen nur auf 15 und 16, Linke auf 12 Prozent.

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