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Ku Klux Klan

© AFP

Rassismus: Der schwarze Feind im Weißen Haus

Hakenkreuz-Schmierereien, verbranntes Kreuz im Garten, Pöbeleien: Seit dem Wahlsieg von Barack Obama ist die Zahl rassistischer Vorfälle in den USA gestiegen. Und es könnte noch schlimmer kommen.

"Geht zurück nach Afrika", mussten die schwarzen Einwohner einer kalifornischen Stadt auf ihren Garagen lesen; ihre Autos wurden beschädigt, Hakenkreuze an Wände geschmiert. Ein Schwarzer aus Pennsylvania, der mit einer Weißen verheiratet ist, fand ein verbranntes Kreuz in seinem Garten. Und in einem Schulbus in Idaho skandierten Schüler "Tötet Obama!". Seit dem Sieg von Barack Obama bei der Präsidentschaftswahl mehren sich in den USA rassistische Vorfälle.

"Ich habe keine genauen Zahlen, aber es gab sicher Hunderte und Aberhunderte von Vorfällen", sagt Mark Potok, der Leiter des Southern Poverty Law Center, einer Organisation in Alabama, die Rassismus bekämpfen will. Bereits in den letzten Wochen des Wahlkampfes haben rassistische Übergriffe zugenommen. Es habe damit begonnen, dass Anhänger der republikanischen Vize-Kandidatin Sarah Palin bei einer Veranstaltung "Tötet ihn!" riefen. Seither habe es alle möglichen Arten von Vorfällen gegeben. "Todesdrohungen, an Schlingen hängende Obama-Figuren, bis hin zu hässlichen rassistischen Vorkommnissen auf Schulhöfen überall im Land", schildert der Leiter der Organisation. "Wir erleben eine wirkliche und bedeutende Gegenbewegung von Weißen und ich denke, das wird noch schlimmer werden", befürchtet Potok.

Rassisten sehen Zeitenwende

Ausgelöst wurde dieser Rassismus laut Potok nicht allein durch Obamas Siegeszug: Die Zahl farbiger Einwanderer stieg, die Arbeitslosigkeit nimmt zu und die Statistikbehörde prognostizierte kürzlich, dass die Weißen in den USA im Jahr 2040 nicht mehr in der Mehrheit sein werden. Das alles habe rassistischen Gruppen den Boden bereitet, sagt Potok. "Und wenn dann noch die Vorstellung von einem schwarzen Mann im Weißen Haus hinzukommt, dann bekommt eine beachtliche Zahl von Weißen das Gefühl, dass sie alles verloren haben", sagt Potok. "Ich denke, ein Teil der Weißen erleidet eine Identitätskrise."

Brian Levin, Professor am Zentrum für Extremismusforschung an der staatlichen Universität im kalifornischen San Bernardino, sieht die Zunahme rassistischer Vorfälle als Teil eines sich wiederholenden historischen Musters. "Wenn es Fortschritte im Verhältnis der Rassen in den Vereinigten Staaten gab, erlebten wir oft gleichzeitig gewalttätige Gegenbewegungen." So sei beispielsweise der rassistische Geheimbund Ku-Klux-Klan kurz nach der Abschaffung der Sklaverei 1865 entstanden.

In der Ideologie der weißen Rassisten nehme der Sieg Obamas den Stellenwert einer Zeitenwende ein, sagt Levin. "Obama ist für sie kein geringerer als der Anti-Christ. Er steht nicht nur für eine Politik, die die weiße Kultur untergräbt, er ist das wandelnde Symbol für die, wie sie es nennen, 'Bastardisierung'." So sei Barack Obama gleichsam "der perfekte Stachel im Fleisch des harten Kerns der rassistischen Bewegung in den USA."

Rob Woollard[AFP]

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