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Politik: Rassistischer Mord in Russland

Bei St. Petersburg ist am Freitagabend ein Tadschike erstochen worden.

Bei St. Petersburg ist am Freitagabend ein Tadschike erstochen worden. Wie der zuständige Staatsanwalt am Abend mitteilte, wurde der 46-Jährige mit zahlreichen Stichwunden tot in seinem Auto gefunden. Unbekannte hätten ein Hakenkreuz auf den Wagen des Opfers geschmiert. In der zweitgrößten russischen Stadt hatten im April mehrere tausend Menschen gegen rassistische Gewalt demonstriert. Die Übergriffe richten sich insbesondere gegen Menschen aus dem Kaukasus und den früheren mittelasiatischen Sowjetrepubliken, aber auch gegen Studenten und Arbeiter aus Asien und Afrika.

Anderssein wird zunehmend gefährlich in Russland. Kritische Forscher erklären den wachsenden Fremdenhass auch mit wachsenden Demokratiedefiziten und Rückfall in sowjetische Denkmuster, bei denen für innere Missstände gern äußere Feinde verantwortlich gemacht wurden.

Allein für 2004 registrierte das Moskauer Büro für Menschenrechte 44 Morde mit rassistischem Tathintergrund, in der ersten Hälfte 2005 mindestens zehn, dazu über 200 Verletzte bei weiteren Überfällen. Opfer sind neben Kaukasiern – darunter häufig russische Staatsbürger oder christliche Glaubensbrüder aus Armenien – und Gastarbeitern aus den zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken zunehmend Farbige: Studenten aus Schwarzafrika oder Lateinamerika, aber auch Unternehmer oder gar Diplomaten aus Indien, China und Afghanistan.

Hochburgen der Fremdenfeindlichkeit sind die Großstädte im europäischen Teil Russlands, wo bis zu 60 Prozent der Bevölkerung bei Umfragen Aussagen wie „Russland den Russen“ eher oder sogar ganz zustimmen. Spitzenreiter in Sachen Fremdenhass ist ausgerechnet St. Petersburg, wo im Juli die Staatschefs der sieben größten Industrieländer und Russlands zum G-8-Gipfel erwartet werden. 2005 wurden dort 1072 einschlägige Straftaten aktenkundig, darunter mehrere Morde. Erst am 7. April starb Lamsar Samba, ein 28-jähriger Student aus Senegal, an mehreren Messerstichen in den Hals. Unweit vom Tatort fand die Polizei eine Gaspistole mit einem Hakenkreuz.

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