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Politik: Rassistischer Überfall: Unter Beobachtung (Kommentar)

Zwei Afrikaner sind in Eisenach gewalttätigen Neonazis entkommen. Ein Bahnhofsangesteller rief die Polizei, so ging es vergleichsweise glimpflich aus.

Zwei Afrikaner sind in Eisenach gewalttätigen Neonazis entkommen. Ein Bahnhofsangesteller rief die Polizei, so ging es vergleichsweise glimpflich aus. Mit Tritten und Schlägen. Die beiden Afrikaner wissen nun, was ihnen jederzeit wieder passieren kann. Diese Nachricht, die gestern alle Agenturen meldeten, wäre noch vor ein, zwei Wochen unter ferner liefen verbucht worden. Jetzt nicht mehr. Kaum ein Politiker, der nicht warnt und mahnt. Warum diese Empfindsamkeit jetzt? Die Möglichkeit, dass in Düsseldorf Rechtsextreme russische Juden töten wollten - dieses Bild hat die Gespenster deutscher Vergangenheit heraufbeschworen. Ein Anschlag auf Juden bei uns - diese Vorstellung schockiert, sie beschädigt unser Ansehen. Denn wenn in Düsseldorf Rechtsextreme am Werk waren, dann kann sich Deutschland auf ein paar sehr unschöne Schlagzeilen in der "New York Times" gefasst machen. Wenn hingegen, wie in Ahlbeck, Rechte einen Obdachlosen umbringen, dann dauert es ziemlich lange, ehe hier irgendwo Alarmglocken angehen. Damit als Skandal gilt, was Skandal ist - muss dafür hier zu Lande immer noch das Ausland, als eine Art Über-Ich, ins Spiel kommen?

sr

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