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Politik: Rat der Weisen

Die Probleme des Landes sind enorm. Der Politik trauen viele eine Erneuerung nicht zu. Aber es gibt Ideen, wie es gehen könnte.

Pakistan ist ein riesiges Land, um seine gewaltigen Probleme zu lösen, sind einschneidende Strukturreformen nötig. Ein Hemmnis dafür ist allerdings das ausgeprägte Familien- und Clansystem, in einigen Regionen geht es noch zu wie bei Feudalherren im Mittelalter. In vielen Bereichen hängt alles von persönlichen Beziehungen ab. Um nicht vom Wohlwollen Einzelner abzuhängen, braucht es nach Kompetenz besetzte Institutionen. Beobachter sagen jedoch: „Das Militär kann es nicht tun, die Regierung wird es nicht tun.“ Sie profitieren vom Status quo, Reformen würden ihren Interessen zuwiderlaufen.

Um öffentliche Aufgaben zu finanzieren ist ein Steuersystem nötig, aus dem sich nicht große Gruppen herausstehlen. Die Regierung ist stolz darauf, dass es inzwischen 1,9 Millionen Steuerzahler gibt. Damit lassen sich die Staatsaufgaben aber nicht finanzieren. Auch wenn Pakistans Bevölkerung recht jung ist: Deutschland hat 40 Millionen Steuerzahler. Im Moment sehen viele Pakistaner auch gar nicht ein, Steuern zu zahlen, hält der Staat doch weder ein ordentliches Bildungs- noch ein Gesundheitssystem bereit. Schulen und Hospitäler werden oft privat organisiert. Mit nur 58 Prozent ist die Alphabetisierungsrate sehr niedrig, in den Stammesgebieten gehen nach den Zerstörungen durch Militante nur noch 17,5 Prozent zur Schule, kaum Mädchen. Bildung aber kann Terror den Boden entziehen. „Wenn wir die Atombombe bauen können, warum bilden wir hier nicht IT-Spezialisten, Elektriker und Ingenieure aus?“ fragt Khalid Aziz, Chef des Forschungsinstituts Riport in Peschawar. Er will Militärs als Ausbilder in den Stammesgebieten. Dann würden sie dem Volk dienen.

Sagt man bei uns gern stolz, die Wirtschaft brummt, tut sie das in Pakistan wirklich, aber nur, weil ständig der Strom ausfällt und Generatoren rattern. Der wirtschaftliche Schaden dadurch sei höher als durch religiöse Fanatiker, sagen Experten. Ein Gutteil dieser Probleme ist Missmanagement und nicht zahlenden Kunden geschuldet.

Nicht zuletzt ist eine Landreform nötig. Landlords in Pakistan leben davon, dass andere ihr Land bearbeiten. Es gibt Fachleute, die sagen, gäbe jede einflussreiche Familie zwei Prozent ihres Landes ab, könnten alle Landlosen eine Parzelle haben, die sie ernährte.

All das erfordert aber politischen Führungswillen – ein großes Problem in Pakistan. In bürgerlichen Kreisen unkt mancher gern: „We shall overcome – Inshallah.“ Einige wollen aber nicht warten, bis sich die Kraftfelder der Macht neu justieren. Der Chef des Think Tanks Transnational Crisis Project setzt auf einen „Rat der weisen alten Männer“. In ihm sollten alle einflussreichen Gruppen sitzen und für die Schlüsselfragen eine nationale Zukunftsstrategie entwickeln, sagt Imran Ahmad Khan, Pakistaner mit britischer Mutter und Ausbildung in London, Moskau und Nizza. „Bisher gibt es viel Taktik, aber keine Strategie“, klagt der Schnellsprecher. Er will sein Vorhaben Pakistanisches Institut für politische Erneuerung nennen, das Unendlichkeitszeichen Pi soll das Logo sein. „Wir kennen die Probleme, wir wissen, was wir tun könnten, lasst es uns tun.“ Sie alle eine der Patriotismus. „Darum muss es heißen: Pakistan zuerst.“ Denn, sagt Khan, „nur ein stabiles, sicheres Pakistan kann ein guter Partner sein“. Schlüsselbereiche seien Landwirtschaft, Gesundheit, Arbeit, die Beziehungen zu Afghanistan, der internationalen Schutztruppe Isaf, zu China, zu Indien. Die Mitglieder sollten monatlich tagen und wie Unternehmensberater bezahlt werden, um unabhängig zu sein. „Die Leute müssten aktuell nicht in der ersten Reihe stehen“, als angesehene Repräsentanten könnten sie aber für die Lösungen wie Evangelisten in ihren Städten und im Fernsehen werben. „Es mag im Moment schwerfallen zu denken, dass so etwas in Pakistan möglich ist“, sagt Khan. „Aber es ist möglich.“

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