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Schuldenkrise: Ratingagentur stuft Irland auf Ramschniveau

Keine Entspannung in der Euro-Zone in Sicht: Die US-Ratingagentur Moody's setzte Irlands Bonitätsnote weiter herab und selbst die EU-Finanzminister schließen eine Pleite Griechenlands nicht mehr aus.

Berlin - Die Versuche der Politik, die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen, bleiben an den Finanzmärkten weitgehend wirkungslos. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen Italiens stiegen am Dienstag auf ein 14-Jahres-Hoch. Auch die Aktienmärkte standen zeitweise stark unter Druck, es gab Sorgen um ein bevorstehendes Auseinanderbrechen der Euro-Zone. Erst nach Berichten über einen möglichen Sondergipfel der EU- Staats- und Regierungschefs für kommenden Freitag kehrte Ruhe ein. Zuvor hatten sich die EU-Finanzminister entgegen aller Zusagen noch immer nicht auf die Modalitäten eines neuen Rettungsprogramms für Griechenland geeinigt.

Auf ihrem Treffen schlossen die Finanzminister zudem eine Staatspleite Griechenlands nicht mehr aus. Ein zeitweiser Zahlungsausfall sei möglich, sagte der niederländische Ressortchef Jan Kees de Jager. Man wolle alle Optionen einschließlich einer Umschuldung prüfen, hieß es nach dem Treffen der Politiker. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erklärte, der Schlüssel zur Bewältigung der Schuldenkrise sei es, die hohen Verbindlichkeiten Griechenlands wieder tragfähig zu machen. „Das muss schnell geschehen, nur so werden die Märkte vertrauen fassen“, mahnte er. EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte, die gesamte Wirtschaft Europas sei nun in Gefahr.

Die Euro-Finanzminister vereinbarten deshalb, Griechenland günstigere Konditionen bei den Finanzhilfen einzuräumen. Als weitere Möglichkeit soll der Euro-Rettungsfonds EFSF womöglich griechische Staatspapiere auf dem Markt aufkaufen können. Diese Möglichkeit hatten die Euro-Länder bis vor Kurzem auf Druck Deutschlands noch ausgeschlossen. Sie bedeutet, dass die Banken und Versicherungen für ihre Anleihen nur noch geringe Preise erzielen und so an der Rettung beteiligt werden. Schäuble ließ Sympathie für einen Vorschlag von Commerzbank-Chef Martin Blessing erkennen, der einen radikalen Schuldenschnitt für Griechenland ins Spiel gebracht hatte. Bislang hatte die Bundesregierung auf eine freiwillige Beteiligung der Finanzwirtschaft gesetzt.

Am Morgen hatte an den Märkten noch Panik geherrscht. Der deutsche Aktienindex Dax rutschte zeitweilig unter die 7000-Punkte-Marke. Unterdessen stufte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit Irlands auf das Ramschniveau „Ba1“ herab.

Die Sorge, dass die Krise auch Italiens Staatsfinanzen in eine Schieflage bringen könnte, wurde im Laufe des Tages kleiner. Das Land konnte sich an den Finanzmärkten über neue Anleihen 6,75 Milliarden Euro leihen. Die Zinsen, die der italienische Staat für die einjährigen Papiere zahlen muss, sind allerdings deutlich höher als noch vor einem Monat: Statt 2,147 Prozent sind nun 3,67 Prozent fällig. Italien ist hoch verschuldet. Die Opposition sagte allerdings zu, ein 40 Milliarden Euro umfassendes Sparpaket mitzutragen.

Rückenwind bekam die Geldbranche auch durch die Ankündigung der EU-Finanzminister, die Banken zu stützen – vor allem jene, die durch den neuen europäischen Stresstest fallen. Die Ergebnisse sollen am Freitag vorgestellt werden.

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