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Politik: „Rau weist sehr guten Weg“

Grüne loben Äußerung des Präsidenten zum Kopftuch

Von Matthias Meisner

Berlin. Bundespräsident Johannes Rau hat für seine Haltung im Kopftuchstreit Unterstützung von Seiten der Grünen bekommen. Die kirchenpolitische Sprecherin der Grünen, Christa Nickels, begrüßte am Sonntag, dass sich Rau in der Debatte um religiöse Symbole an Schulen für eine Gleichbehandlung der Religionen ausgesprochen hat. Der Bundespräsident weise damit einen „sehr guten Weg“, sagte Nickels dem Tagesspiegel. Es sei „kein Akt der Verdrängung von Religionen“, wenn im öffentlichen Dienst auf Symbole aller Religionen verzichtet werde. Die Grünen-Politikerin wollte in ihre Forderung nicht nur Lehrer einbezogen wissen, sondern auch Richter, Polizisten und Amtsärzte. Deshalb gleich den Untergang des Abendlandes zu beschwören, sei „Geschrei“.

Rau hatte am Sonntag im ZDF gesagt, wenn das Kopftuch als Glaubensbekenntnis gelte, müsse das auch für die Mönchskutte und das Kruzifix gelten. „Ich bin für Freiheitlichkeit, aber ich bin gleichzeitig für die Gleichbehandlung aller Religionen.“ Der Bundespräsident fügte hinzu, die öffentliche Schule müsse für jeden zumutbar sein, „ob er Christ, Heide, Agnostiker, Muslim oder Jude ist“. Ein gewisser Vorrang oder eine Vormachtstellung dürften nicht durch religiöse Symbole gesucht werden, die der Lehrer trage. Rau erinnerte daran, dass inzwischen 3,2 Millionen Menschen mit islamischen Wurzeln in Deutschland leben. „Sie leben unter uns und sind damit nicht Bürger zweiter Klasse“, sagte er. Er warnte allerdings davor, Fundamentalisten „das Sagen“ zu geben. Toleranz dürfe nicht zur Beliebigkeit werden.

Nickels hatte bereits im November in einem Beitrag für die Zeitschrift „Publik Forum“ geschrieben, das Kopftuch sei „religionspolitisch und machtstrategisch aufgeladen“: Es stehe eben auch für eine bestimmte Auslegung des Islam, in der Macht über die Frau zementiert werde. Es sei deshalb Staatsdienern zuzumuten, sich mit dezenten Symbolen zu begnügen, um ihren Glauben auszudrücken, „und das Kopftuch abzulegen“. Sie sagte weiter: „Wenn eine solche Regelung die Konsequenz hätte, dass dann an staatlichen Einrichtungen auch Kippa oder Habit abgelegt werden müssen, halte ich das für akzeptabel.“ Skurril sei die Befürchtung, dass dann etwa Kinder auf den Nikolaus verzichten müssten.

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