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Reaktion auf Kommentar: Grüne Muslime greifen Islamkritikerin Seyran Ates an

Bei den Grünen organisierte Muslime haben die islamkritische Anwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates scharf angegriffen: Ates sei offenbar „das Schicksal von Migrantinnen ziemlich egal“, schrieben 20 Grünen-Politiker in einem offenen Brief. Ates sei „frauen- und integrationspolitisch auf einem Irrweg“.

Der Brief ist eine Reaktion auf einen Kommentar von Seyran Ates auf „Welt Online“, in dem sie erklärt, warum sie die Grünen nicht mehr wählt. „Bei den Grünen begegnet man den meisten Kopftuchträgerinnen und VerteidigerInnen des Kopftuchs, den meisten Kulturrelativisten und Multikulturalisten“, schrieb Ates.

Bekannt geworden ist die kurdischstämmige Berlinerin durch ihre Arbeit als Rechtsanwältin in Ehrenmord- und Familienprozessen. In ihrer neuesten Veröffentlichung greift sie die Grünen vehement an, denen gegenüber sie „misstrauisch“ geworden sei. Sie wirft der Partei vor, sich nicht für einen Straftatbestand Zwangsheirat einzusetzen und bei Diskussionen über Moscheebauten „aggressiv“ zu reagieren. Die Unterzeichner wollen diese Aussagen nicht stehen lassen: Die Grünen setzten sich für ein Bleiberecht für zwangsverheiratete Frauen ein, kontern sie, für mehr Frauenhäuser und einen Straftatbestand häusliche Gewalt. „Wir Grüne sind keine Verteidiger des Kopftuchs. Wir sind Verfechter des Selbstbestimmungsrechts“, heißt es weiter.

„Es gibt eigentlich nur zwei aktive Grünenpolitikerinnen mit Kopftuch“, erklärt Hasret Karacuban, die Sprecherin des Arbeitskreises Grüne Muslime aus Nordrhein-Westfalen, die den Brief mitverfasst hat. Das Stück Stoff dürfe allerdings kein Kriterium sein, eine Partei zu wählen oder nicht. Der 2007 gegründete Verbund der Grünen Muslime hat etwa 80 Mitglieder und ist der bundesweit erste Zusammenschluss von Muslimen in einer deutschen Partei.

Sie bekommen nun Rückenwind aus den Volksparteien. „Das Schreiben von Frau Ates ist reiner Populismus“, sagt Bülent Arslan, Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Forums in der CDU. „Mit solchen Aussagen bedient sie die vorherrschenden Ängste gegenüber Muslimen in der Gesellschaft.“ Autoren wie Ates verdienten ihr Geld in der „Islamophobie-Industrie“, sagte Arslan. Sie versuchen immer wieder, damit Aufmerksamkeit zu erregen. Auch aus der SPD kommt Kritik: „Die Grünen haben sehr viel in Sachen Integrationspolitik und Frauenrechte geleistet“, so Lale Akgün, Islambeauftragte der Sozialdemokraten im Bundestag. „Leider werden immer wieder genau die als Multikulti-Träumer abgekanzelt, die am meisten für Einwanderer tun“.

Ferda Ataman

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