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Politik: Rebellenführer auf Sri Lanka getötet

Angst vor Racheakten nach Tod von LTTE-Chef

Neu-Delhi - Die Tamilen-Rebellen der LTTE in Sri Lanka haben einen ihrer schwersten Verluste seit Jahren im Kampf mit der Regierung erlitten: Am Freitag gegen sechs Uhr morgens wurde der Führer ihres politischen Flügels, S. P. Tamilselvan, bei einem Bombenangriff der Luftwaffe getötet. Mit ihm kamen fünf weitere höhere LTTE-Kader ums Leben. Sie hatten sich im Rebellenhauptquartier Kilinochchi versammelt.

In Anzug und Krawatte gekleidet, fast immer strahlend lächelnd, hatte Tamilselvan die LTTE international gegenüber Politikern sowie Journalisten repräsentiert und auch die früheren Gespräche mit den norwegischen Friedensvermittler geführt. Er galt als einer der wichtigsten Männer in der Hierarchie und als enger Vertrauter von Guerillaboss Velupillai Prabhakaran, der sich im Dschungel versteckt hält und so gut wie nie in der Öffentlichkeit erscheint. Tamilselvan hatte sich bereits Mitte der 80er Jahre der LTTE angeschlossen. Angeblich war er für einige Zeit persönlicher Leibwächter von Prabhakaran. Seit er 1993 bei Gefechten verwundet wurde, hinkte er und brauchte einen Gehstock. Sein Tod könnte nach Ansicht von Beobachtern die Kampfmoral der Guerillas schwächen. Die LTTE-Führung dürfte daher auf Rache sinnen.

Während sich die LTTE in „tiefer Trauer“ zeigte und den 41-Jährigen postum zum „Brigadegeneral“ erhob, zogen in Colombo die Börsenkurse an. Verteidigungssekretär Gotabaya Rajapaksa, ein Bruder von Präsident Mahinda Rajapaksa, begrüßte Tamilselvans Tod. „Dies war nur eine Botschaft, dass wir wissen, wo ihre Führer sind“, sagte er der Agentur Reuters. Wenn die Zeit komme, werde sich das Militär „einen nach dem anderen“ vorknöpfen.

Die Rebellen kämpfen seit fast 25 Jahren für einen eigenen Staat der tamilischen Minderheit. Zwar gilt seit 2002 offiziell ein Waffenstillstand, aber seit Ende 2005 eskalieren die Kämpfe wieder. In den vergangenen 20 Monaten starben mehr als 5000 Menschen in dem Konflikt. Die LTTE hat im von ihr kontrollierten Teil des Nordens der Insel de facto einen Staat errichtet. Christine Möllhoff

Christine Möllhoff

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