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© dpa

Rebellengruppe: Betancourt fordert Freilassung aller Farc-Geiseln

Millionen Menschen haben am Sonntag bei Kundgebungen und Konzerten in Kolumbien und in zahlreichen anderen Städten weltweit für die Freiheit aller Entführungsopfer in dem südamerikanischen Land demonstriert. Ingrid Betancourt verlangte in Paris ein Ende der Gewalt durch die Farc-Rebellen.

Hunderttausende Kolumbianer haben am Sonntag zum Nationalfeiertag des Landes für eine Freilassung der rund 3000 weiterhin verschleppten Geiseln in ihrem Land demonstriert. In rund tausend Städten und Dörfern Kolumbiens gingen die Menschen auf die Straße, während weltweit zahlreiche Solidaritätskundgebungen stattfanden. In Paris wurde die Kundgebung von Ingrid Betancourt, der erst kürzlich freigekommenen Franko-Kolumbianerin, eröffnet. Die Guerillagruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) hat rund 700 Menschen in ihrer Gewalt, mindestens 2000 werden von Mafia- oder paramilitärischen Gruppen festgehalten.

Betancourt: "Keine Geiselnahmen mehr!"

Zum Auftakt des Aktionstags forderte Betancourt am Eiffelturm in Paris ein Ende der politisch motivierten Gewalt. "Keine Geiselnahmen mehr!", sagte Betancourt, die selbst mehr als sechs Jahre verschleppt war und im Juni befreit werden konnte. Mehrere tausend Menschen hatten sich für ein Solidaritätskonzert mit zahlreichen Musikern in der Nähe des Eiffelturms eingefunden. Betancourt stimmte die kolumbianische Nationalhymne an. Mit ihren Kindern Mélanie und Lorenzo sowie dem kolumbianischen Sänger Juanes sang sie außerdem dessen Hit "La Camisa Negra". Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë sagte: "Es ist unsere Pflicht, weiter für die Befreiung aller Geiseln in Kolumbien zu kämpfen."

In Madrid hatten sich schon seit Samstagabend tausende Menschen zur Feier des kolumbianischen Nationalfeiertages zusammengefunden. Zahlreiche Teilnehmer auf der Plaza Mayor trugen ebenfalls T-Shirts mit der Aufschrift: "Lasst sie jetzt frei!" Insgesamt gab es in 20 eueropäischen, sechs asiatischen und 27 US-amerikanischen Städten Kundgebungen.

Die offizielle Zeremonie zur Unabhängigkeitsfeier der ehemaligen spanischen Kolonie Kolumbien sollte mit einer Militärparade in der Amazonasstadt Leticia begangen. Dort wollte die kolumbianische Pop-Sängerin Shakira die Nationalhymne singen und sich für die Freilassung der Farc-Geiseln stark machen. Sie folgte damit einer Einladung des kolumbianischen Staatschefs Álvaro Uribe, der mit seinen Kollegen aus Brasilien und Peru, Luiz Inácio Lula da Silva und Alan García, ebenfalls an der Veranstaltung im Grenzort Leticia teilnehmen wird.

Drogenschmuggel heizt Konflikte an

García und Lula forderten ebenfalls ein Ende der Gewalt in Kolumbien und die Freiheit für alle Geiseln. "Ganz Lateinamerika ist solidarisch mit Kolumbien. Frieden für Kolumbien!", sagte García. Auch in der Hauptstadt Bogotá, in Cali, Medellín oder Cartagena demonstrierten die Bürger bei Großkundgebungen für ein Ende des bürgerkriegsähnlichen Konflikts, der vor 44 Jahren begonnen hatte.

Die marxistische Rebellengruppe Farc gilt nach Jahren der militärischen Aufrüstung des Staates zwar als erheblich geschwächt, aber ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Der Konflikt wird auch durch die riesigen Gewinne aus dem Drogenschmuggel immer wieder angeheizt. Zudem herrscht in vielen Teilen der kolumbianischen Provinzen bittere Armut, die den Rebellen die Anwerbung neuer Kämpfer erleichtert.(nal/AFP/dpa)

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