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Politik: Rechnung mit zu vielen Unbekannten Warum nur wenige NS-Opfer

für Policen entschädigt werden

Von allen Versuchen, Opfer des Nationalsozialismus zu entschädigen, galt dieser als der schwierigste: der finanzielle Ausgleich für nicht ausgezahlte Versicherungspolicen von Juden. Die Verhandlungen waren kompliziert. Die Internationale Kommission für Versicherungsansprüche aus der Zeit des Holocaust geriet schnell in die Kritik. Nun hat die deutsche Zwangsarbeiter-Stiftung, die mit der Kommission und den Versicherungen ein Entschädigungs-Abkommen geschlossen hat, eine erste Prognose gewagt: „Insgesamt sind nur wenige tausend Entschädigungen mit einem Gesamtvolumen von 30 bis 40 Millionen Euro zu erwarten“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Dieter Kastrup am Donnerstag in Berlin. Die Stiftung rechnet damit, dass bis Jahresende maximal 12 000 Anträge bei der Kommission eingehen, die Versicherungsabschlüsse im damaligen Deutschen Reich betreffen. Doch viele Antragsteller haben keinen Anspruch auf Entschädigung, weil sie in den 50-er und 60-er Jahren einen finanziellen Ausgleich erhalten haben.

In den USA sind die Erwartungen an die Kommission allerdings riesig. „Dort wird damit gerechnet, dass Milliarden an Entschädigungssummen fließen“, sagte Michael Jansen, Vorstandschef der Zwangsarbeiter-Stiftung. Doch das sei nicht realistisch. Der Leiter der Kommission, der frühere US-Außenminister Lawrence Eagleburger, musste in der vergangenen Woche vor einem Ausschuss des US-Kongresses Stellung nehmen. Eagleburger berichtete, dass die Kommission bereits 56 Millionen US-Dollar Verwaltungskosten angehäuft hat – also deutlich mehr als die von der deutschen Stiftung geschätzte Auszahlungssumme. Konsequenzen aus den Problemen bei der Kommission will man in Berlin nicht ziehen: „Wir halten uns an das, was abgesprochen ist“, sagte Jansen. Die Stiftung will jedoch in den USA Überzeugungsarbeit leisten – und die falschen Erwartungen „durch Fakten widerlegen“.

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