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Mannichl kommt raus

© ddp

Rechte Gewalt: Passauer Polizeichef will weiter kämpfen

Erhobenen Hauptes hat Alois Mannichl am Freitagmorgen das Krankenhaus verlassen: Der vermutlich von Rechtsextremisten attackierte Polizeichef sagt Neonazis weiterhin den Kampf an. Offenbar ist Mannichl schon lange im Visier der NPD.

Mannichl bedankte sich für den großen Zuspruch, den er bundesweit erhalten habe. Man müsse den Rechtsextremen zeigen, dass Demokraten sich nicht durch Übergriffe von Neonazis einschüchtern lassen, sagte er. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstrich, dass ein entschiedenes Handeln der Politik gegen den Rechtsextremismus notwendig sei. "Wenn hier ein Vertreter unseres Staates, aber auch wenn andere Menschen durch Rechtsextreme angegriffen werden, dann ist das ein Angriff auf uns alle", sagte sie der "Passauer Neuen Presse" in ihrer ersten persönlichen Stellungnahme zu dem Fall.

Die Bedrohung durch Feinde des Rechtsstaats müsse sehr ernst genommen werden - nicht nur in Passau, sagte Merkel. Bund und Länder müssten diese Herausforderung und die rechtsextremistischen Strukturen weiter entschieden bekämpfen. Neben der Politik sei die gesamte Gesellschaft gefordert. Nötig sei vor allem Zivilcourage, um den Rechtsextremismus überall da zu bekämpfen, wo er sich im öffentlichen Raum zeigt.

Sonderkommission fahndet in Deutschland und Österreich

Der Polizeidirektor war am vergangenen Samstag vermutlich von einem Neonazi vor der Tür seines Hauses in Fürstenzell bei Passau niedergestochen worden. Die Polizei nimmt an, dass es sich um einen Racheakt von Rechtsextremisten handelte, weil Mannichl bei etlichen Einsätzen immer wieder beherzt gegen Neonazis eingeschritten war. Eine 50-köpfige Sonderkommission fahndet in Deutschland und in Österreich nach zwei Tatverdächtigen mit auffälligen Tätowierungen. Ein Münchner Ehepaar sitzt wegen Verdachts der Beihilfe zum versuchten Mord in Untersuchungshaft. Am Abend des kommenden Montags soll in Fürstenzell mit einer Lichterkette ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Gewalt gesetzt werden.

Mannichl stand nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" schon mehr als ein Jahr im Visier der NPD. Mehrere Polizeiaktionen unter Mannichls Leitung gegen Rechtsextremisten in Niederbayern hatten für erheblichen Unmut in der NPD-Führung gesorgt, wie E-Mails und Erklärungen belegen.

In einer E-Mail an die Parteiführung sei Mannichl als "demokratischer Schläger" bezeichnet worden. Der Absender, ein NPD-Mitglied, erbat dem Bericht zufolge Hilfe von der Parteizentrale, die auch darauf reagierte. "Wenn etwas sinnvoll gegen Euren geliebten Polizeichef Mannichl unternommen werden soll, dann muss das sehr präzise vorbereitet und durchgeführt werden", habe Frank Schwerdt, Justiziar und rechte Hand des NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt, am 16. Mai 2007 an ein Passauer NPD-Mitglied geschrieben.

Das habe sich allein auf mögliche juristische Auseinandersetzungen "vor ordentlichen Gerichten" bezogen, sagte Schwerdt auf Anfrage des "Spiegel". Er habe nur dazu geraten, "durch Sammlung von Fakten Klagen präzise vorzubereiten und durchzuführen". (sba/dpa)

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