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Rechte Gewalt: Passauer Polizeidirektor offenbar von Neonazis verletzt

Brutaler Angriff: Der Chef der Passauer Polizei ist vermutlich von einem Rechtsextremisten niedergestochen und schwer verletzt worden. Bayerns Regierungschef Seehofer will nun möglicherweise ein neues Verbotsverfahren gegen die NPD starten.

Der noch flüchtige Täter war am frühen Abend zum Wohnhaus des Passauer Polizeichefs Alois Mannichl in Fürstenzell bei Passau gekommen und hatte geklingelt. Als Mannichl die Tür öffnete, bedrohte er ihn zunächst verbal und attackierte ihn dann mit einem Messer, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Die Äußerungen des Täters, der eine Glatze oder sehr kurz geschnittene Haare hat, ließen "auf eine politische Motivlage aus dem rechten Spektrum schließen“, hieß es.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte eine neue, klare und harte Antwort des Staates. "Ich will keinen Zweifel lassen, dass wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln den Rechtsextremismus hier in Bayern bekämpfen." Seehofer brachte auch ein neues NPD-Verbotsverfahren ins Spiel. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verurteilte den Mordanschlag als "hinterhältig und brutal". Er äußerte sich am Sonntag in Passau tief betroffen von dem "feigen Angriff“. Die Gewalt von Rechts habe „eine völlig neue Dimension erreicht“, wenn sich die derzeitigen Hinweise auf einen rechtsextremistischen Hintergrund bestätigten, betonte Herrmann. Zuvor hatte er den verletzten Mannichl im Krankenhaus in Passau besucht.

Täter sprach von "nationalem Widerstand"

Laut Innenministerium sprach der Täter bei dem Attentat von "nationalem Widerstand“. Er flüchtete vermutlich mit einem Fahrzeug. Der schwer verletzte Polizeichef wurde in eine Klinik gebracht und sofort operiert. Er schwebte nach Angaben der Polizei nicht in Lebensgefahr. Das Messer ließ der Unbekannte am Tatort zurück, es wird derzeit noch auf Spuren untersucht.

Eine 20-köpfige Sonderkommission wurde eingerichtet. Die Fahndung laufe auf Hochtouren, betonte die Polizei. Der Täter soll etwa 1,90 Meter groß und von kräftiger Statur sein. Zudem hat er einen Leberfleck oder eine Tätowierung und spricht bayerischen Dialekt eventuell mit österreichischer Einfärbung.

Vermutlich ein Racheakt aus der Neonazi-Szene

Die Regionalzeitung "Am Sonntag“ berichtete, es handle sich offenbar um einen Racheakt aus der Neonazi-Szene. Unter der Leitung von Mannichl war die Polizei in der Vergangenheit wiederholt gegen Aufmärsche von Neonazis im Landkreis Passau vorgegangen. Der Polizeichef soll nach dem Anschlag ansprechbar gewesen sein und seinen Kollegen gesagt haben, dass er den Täter bislang nie gesehen habe.

Im Juli war es bei der Beerdigung eines Szene-Mitglieds zu Ausschreitungen Rechtsextremer in Passau gekommen. Ein Mann wurde festgenommen, weil er während seiner Grabrede eine Hakenkreuzfahne auf den Sarg geworfen hatte. Ein Polizist hatte dies beobachtet, die Staatsanwaltschaft ließ das Grab wenige Tage später öffnen und stellte die Fahne sicher. Es gab damals weitere Festnahmen, unter anderem wegen eines Angriffs auf zwei Menschen nach der Trauerfeier. Bei einem spontanen Aufmarsch protestierten rund 50 Rechtsextreme gegen die Polizei.

Marina Antonioni[ddp]

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