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Rechtsextremes Paar freigelassen: Fall Mannichl: Haftbefehle aufgehoben

Das Amtsgericht Passau hat am Dienstag überraschend das rechtsextreme Paar freigelassen, das wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl in Untersuchungshaft saß. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Der Anwalt eines Freigelassenen nennt den Fall Mannichl "dubios".

Von Frank Jansen

Nach Angaben der Passauer Polizei ließ sich der dringende Tatverdacht nicht aufrechterhalten. Der 33-jährige Manuel H. verließ am Morgen die Justizvollzugsanstalt Passau, seine 22 Jahre alte Frau Sabrina kam nahezu zeitgleich in Regensburg frei. Die Polizei hatte das Paar am 16. Dezember in München aufgesucht und zunächst zur Zeugenvernehmung nach Passau gebracht. Im Laufe der mehrstündigen Befragung sahen die Ermittler Hinweise auf eine mögliche Tatbeteiligung der beiden Rechtsextremisten, die der Gruppierung „Freie Nationalisten München“ zugerechnet werden. Manuel und Sabrina H. galten nun als Beschuldigte und wurden festgenommen, am nächsten Tag verkündete ein Richter den Haftbefehl.

Nach der Freilassung blieb unklar, ob Polizei und Staatsanwaltschaft das Paar trotzdem noch mit der Messerattacke auf Mannichl in Verbindung bringen. „Ich kann nicht sagen, ob sie aus dem Tatverdacht komplett raus sind“, teilte der Sprecher der Polizeidirektion Passau, Michael Rebele, dem Tagesspiegel mit. Der Anwalt von Manuel H., André Picker, hatte für den 30. Dezember einen Antrag auf Haftprüfung gestellt und reagierte überrascht auf die plötzliche Freilassung seines Mandanten. Der Fall Mannichl sei so dubios, „dass sich die Staatsanwaltschaft möglicherweise den Haftprüfungstermin ersparen wollte“, sagte Picker am Dienstag dem Tagesspiegel.

Die Polizei hatte bereits am 14. Dezember, dem Tag nach der Tat, zwei Männer in Gewahrsam genommen, die kurz darauf aber mangels Verdacht entlassen wurden. Laut Polizeisprecher Rebele wird derzeit nach fünf Personen gefahndet, die sich am 13. Dezember im Bereich des Friedhofs von Fürstenzell aufgehalten haben sollen. Mannichls Haus in dem Nachbarort von Passau ist nur einige hundert Meter entfernt. Bei den fünf Personen soll es sich um eine Frau und vier Männer handeln. Zwei der Männer haben nach der Personenbeschreibung der Polizei auffällige Tätowierungen am Kopf – bei dem einen soll es hinter dem rechten Ohr eine grüne Schlange sein, bei dem anderen auf der rechten Gesichtshälfte ein größeres Kreuz mit einem Pfeil. Als mutmaßlicher Täter gilt jedoch ein dritter Mann, den Mannichl als großen Glatzkopf geschildert hat und nach dem bundesweit und in Österreich gefahndet wird.

Die Angaben der Polizei klingen allerdings verwirrend. Es wird nicht ausgeschlossen, dass der Täter mit einem der Tätowierten identisch ist. Auf die Frage, ob vorstellbar sei, dass der Angriff auf Mannichl keinen politischen Hintergrund hat, sagte Polizeisprecher Rebele, „es ist in allen Richtungen offen“. Er betonte jedoch, die Angaben Mannichls zum Tathergang zeigten „deutlich in die Richtung“ eines rechtsextremen Verbrechens. Der Messerstecher soll unter anderem „viele Grüße vom nationalen Widerstand“ gesagt haben.

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