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Politik: Rechtsextremismus: Sie pöbeln und prügeln und nehmen den Tod ihrer Opfer in Kauf

In Deutschland werden Menschen verhöhnt, verfolgt, verprügelt, auch getötet. Weil sie keine Deutschen sind.

In Deutschland werden Menschen verhöhnt, verfolgt, verprügelt, auch getötet. Weil sie keine Deutschen sind. Meldungen in den Medien über rechte Gewalt sind fast schon zum Alltag geworden - fast. Die Politik will das nicht mehr hinnehmen, sie will den Kampf aufnehmen. Wir zeigen, wogegen: mit einer Dokumentation rechtsextremistischer Straftaten allein für den Monat Juli.

Düsseldorf. Sieben rechtsextreme Skinheads greifen im Stadtteil Flingern einen 25 Jahre alten Griechen und einen 27-jährigen Afghanen an. Die Ausländer werden zusammengeschlagen, dabei erleidet der Grieche schwere Verletzungen. Die Polizei nimmt die Rechtsextremisten im Alter zwischen 17 und 23 Jahren fest.

Malchow. Zwei Iraker und ein Türke werden bei einem Volksfest in dem mecklenburgischen Ort von 40 Besuchern angepöbelt und verprügelt. Die Opfer erleiden Platzwunden und Blutergüsse. Als die Polizei Personalien aufnehmen will, leisten die Randalierer Widerstand.

Eberswalde. Bei einem Brandanschlag wird in der brandenburgischen Stadt der Imbisswagen eines Algeriers zerstört. Die Polizei schließt ein rassistisches Motiv nicht aus.

Berlin. Unbekannte ritzen in die Brecht-Denkmal vor dem Gebäude des Berliner Ensembles zwei Hakenkreuze. Bereits im Oktober 1999 wurde die Skulptur mit Hakenkreuzen, SS-Runen und Galgen beschmiert, an denen Davidsterne hingen.

Potsdam. Im Stadtteil Babelsberg beschimpfen und bedrohen drei Rechtsextremisten mit einem Messer und einer abgebrochenen Bierflasche einen 36-jährigen Nigerianer. Er kann in ein Geschäft flüchten, das Trio bleibt draußen stehen und brüllt, "der Neger" solle herauskommen. Eine Passantin informiert die Polizei, sie nimmt die drei einschlägig bekannten Neonazis fest.

Frankfurt (Oder). Eine 28 Jahre alte Asylbewerberin aus Kenia wird von einem Mann gewürgt. Als sich das Opfer wehrt und Passanten herbeieilen, flüchtet der Angreifer.

Barth. Eine Gruppe von sieben Neonazis attackiert in dem vorpommerschen Ort sechs Zirkusartisten aus Kenia. Bei der Prügelei werden Knüppel, Flaschen und Leitpfosten eingesetzt. Zwei Kenianer erleiden Kopfwunden, mehrere Rechte werden leicht verletzt. Bis auf einen sind alle Angreifer der Polizei bekannt. Am Morgen nach der Festnahme werden sie wieder freigelassen.

Frankfurt (Oder). Eine Asylbewerberin aus Nigeria berichtet, zwei Tage vor dem Gespräch hätten Skinheads sie und eine Flüchtlingsfrau aus Sierra Leone im Stadtzentrum angegriffen. Aus Angst vor den Skins verzichtet die Frau auf eine Anzeige.

Königs Wusterhausen. Auf dem Bahnhof der brandenburgischen Kleinstadt pöbeln Rechtsextremisten einen 24 Jahre alten Polen an. Sie schlagen den Student zwei Mal ins Gesicht und entkommen.

Ludwigshafen. Bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim werden drei Kinder aus dem Kosovo verletzt. Ein 12 Jahre altes Mädchen und ein 14-jähriger Junge, erleiden Schnittverletzungen, als die Brandflasche durch die Scheibe fliegt. Mit schweren Brandwunden an den Beinen muss ein elfjähriges Mädchen ins Krankenhaus gebracht werden. Wenige Tage nach der Tat nimmt die Polizei vier Skinheads fest. Als Motiv geben die Attentäter Fremdenhass an.

Elmshorn. Neonazis verbreiten erneut Morddrohungen gegen einen Funktionär der IG Metall. In der Stadt nahe Hamburg werden Plakate in Form von Steckbriefen geklebt. Die Rechtsextremisten setzen darin ein Kopfgeld in Höhe von 10 000 Mark auf den Gewerkschafter aus, der nun polizeilichen Personenschutz erhält.

Wismar. Fünf Skinheads schlagen und treten einen 52 Jahre alten Obdachlosen zu Tode. Das Quintett wird schnell gefasst und muss sich nun wegen gemeinschaftlichen Mordes verantworten. Laut Staatsanwaltschaft Schwerin wollten die fünf jungen Männer in Alter zwischen 19 und 22 Jahren den Obdachlosen berauben, weshalb die Tat nicht als rechtsextrem zu bewerten sei.

Dresden. 300 Anhänger der NPD marschieren durch die Innenstadt. Die Kommunalverwaltung hatte die Demonstration verboten, das Oberverwaltungsgericht Bautzen hob die Entscheidung mit der Begründung auf, der Hinweis der Stadt auf die verfassungsfeindlichen Ziele der Partei reiche nicht aus. Das Verbot einer NPD-Demonstration in Göttingen wird jedoch vom Bundesverfassungsgericht bestätigt.

Frankfurt (Oder). Ein Asylbewerber aus Kuba wird beim Verlassen einer Gaststätte von zehn jungen Männern angepöbelt. Als ein deutscher Student den Kubaner schützen will, bekommt er Schläge ins Gesicht. Die Polizei nimmt vier Angreifer fest.

Schwerin. Die NPD präsentiert sich auf den Internet-Seiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Ermöglicht wird die Darstellung durch das landeseigene Datenverarbeitungszentrum. Nach zwei Wochen reagiert die Staatskanzlei und veranlasst "die umgehende Entfernung" der rechtsextremen Partei aus dem Internet-Angebot des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Berlin. Eine Gruppe von 15 Rechtsextremisten jagt einen 29 Jahre alten Tunesier und bewirft ihn mit Steinen. Die Polizei nimmt die jungen Männer im Alter zwischen 14 und 19 Jahren fest.

Eisenhüttenstadt. Fünf Neonazis dringen in ein Urlaubscamp ein und pöbeln ausländische Jugendliche an. Ein Deutscher, der sich den Angreifern entgegenstellt, wird geschlagen. Die Polizei nimmt das Quintett fest.

Berlin. Zwei Mal innerhalb weniger Tage werden Keramikfiguren eines kleinen Denkmals demoliert, das an ein jüdisches Waisenhaus erinnern soll. Die einst dort lebenden Kinder wurden 1942 deportiert.

Uetersen. Auf die türkische Moschee in der schleswig-holsteinischen Gemeinde wird ein Brandanschlag verübt. Der Sachschaden bleibt gering. Die Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus.

Potsdam. Ein 14-jähriger Kenianer wird von fünf Männern aus der Straßenbahn geschubst, sein 13-jähriger Freund aus Kongo erhält Schläge. Mehrere Fahrgäste greifen ein, doch die Angreifer können flüchten.

Potsdam. Wenige Stunden nach dem Bombenanschlag in Düsseldorf geht beim Polizeipräsidium Potsdam ein Drohanruf ein, in dem "rechter Terror" in Berlin angekündigt wird. Der Tat verdächtigt wird ein Beamter der Berliner Polizei, von dessen Privatanschluss aus angerufen wurde.

Ahlbeck. Ein 51-jähriger Obdachloser wird von vier Rechtsextremisten im Alter zwischen 15 und 19 Jahren derart misshandelt, dass er stirbt. Die Polizei nimmt die jungen Männer fest.

Eisenach. Skinheads jagen zwei afrikanische Flüchtlinge durch die Stadt. Vier Angreifer werden festgenommen.

Frankfurt (Oder). An drei Tagen hintereinander werden Ausländer angegriffen. Die Opfer sind vier Inder und Pakistani sowie eine jugoslawische Familie.

Guben. In den Gedenkstein für den Algerier Farid Guendoul wird ein Hakenkreuz geritzt. Dies ist die fünfte Schändung des Mahnmals. Guendoul kam 1999 bei einer Hetzjagd junger Rechtsextremisten ums Leben.

Warnemünde. Zehn Neonazis attackieren die Besatzung eines norwegischen Schiffes und die eingreifende Polizei. Drei Personen werden verletzt, darunter der Einsatzleiter der Polizei.

Zusammengestellt von Frank Jansen

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