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Politik: Rechtsradikale verletzen Punk lebensgefährlich

Erneuter Überfall in Magdeburg / Die elf Skinheads gingen nach Polizeiangaben brutal und generalstabsmäßig vorVON EBERHARD LÖBLICH MAGDEBURG.Knapp ein Jahr nach einem tödlichen Überfall auf einen 17jährigen haben rechtsradikale Jugendliche erneut in Magdeburg einen Punker angegriffen und lebensgefährlich verletzt.

Erneuter Überfall in Magdeburg / Die elf Skinheads gingen nach Polizeiangaben brutal und generalstabsmäßig vorVON EBERHARD LÖBLICH MAGDEBURG.Knapp ein Jahr nach einem tödlichen Überfall auf einen 17jährigen haben rechtsradikale Jugendliche erneut in Magdeburg einen Punker angegriffen und lebensgefährlich verletzt.Elf Skinheads im Alter zwischen 13 und 20 Jahren fielen am Samstag abend über einen 23jährigen Mann her.Nach Angaben der Staatsanwaltschaft kämpfen die Ärzte um das Leben des jungen Mannes.Es sei unklar, ob er die Tat überleben werde.Sollte er überleben, werde er schwere bleibende Schäden davontragen, hieß es.Bis zum gestrigen Montag war aus ermittlungstaktischen Gründen eine Nachrichtensperre verhängt worden. Die Täter hatten das Opfer in seiner Wohnung überfallen.Neun Tatverdächtige wurden zum Teil noch in unmittelbarer Nähe der Wohnung festgenommen.Gegen zwei Rädelsführer des Überfalls wurde Haftbefehl erlassen, zwei weitere wurden durch richterliche Anordnung vorerst in einem geschlossenen Jugendheim untergebracht.Nach zwei weiteren Verdächtigen, die den Ermittlern derzeit nur dem Spitznamen nach bekannt sind, wird derzeit noch gesucht."Aber wir sind sicher, daß wir die beiden in ein, zwei Tagen auch haben", sagte Polizeisprecher Frank Kuessner. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Skinheads ihren Überfall geradezu generalstabsmäßig geplant und vorbereitet.Nach dem Treffen in der Wohnung eines mutmaßlich Tatbeteiligten seien sie mit der Straßenbahn in den Magdeburger Stadtteil Cracau gefahren."Dort ist ein Teil der Skinheads durch die Wohnungstür eingedrungen, ein weiterer Teil der Gruppe wartete im Hof auf Punks, die möglicherweise durch das Fenster der Erdgeschoßwohnung zu fliehen versuchen", sagte die Sprecherin der Magdeburger Staatsanwaltschaft, Sylvia Niemann.Zwei Punks im Alter von etwa 20 Jahren sei dennoch die Flucht gelungen.Die Polizei sucht diese beiden jungen Männer dringend als Zeugen für den Tathergang.Eine ebenfalls anwesende 20jährige Frau, die nicht zur Punkszene gehört, blieb unverletzt.Der 23jährige sei den Angreifern jedoch in die Hände gefallen und von ihnen zunächst brutal zusammengeschlagen worden.Anschließend hätten die Skinheads mit Springerstiefeln auf den bereits besinnungslos am Boden liegenden Mann eingetreten, berichtet Niemann."Dabei sind die Beteiligten mit unglaublicher Brutalität und Menschenverachtung vorgegangen", ergänzt der amtierende Leiter der Magdeburger Staatsanwaltschaft, Wolfram Klein.Das Opfer erlitt dabei schwerste Gesichts- und Schädelverletzungen. Nahezu alle Tatbeteiligten sind Polizei und Staatsanwaltschaft bereits wegen anderer Gewaltdelikte mit rechtsradikalem Hintergrund bekannt.Selbst der festgenommene 13jährige, der wie alle anderen Verdächtigen auch aus Neu Olvenstedt stammt, ist bereits mehrfach mit entsprechenden Delikten in Erscheinung getreten.Neu Olvenstedt gilt als Hochburg der rechtsextremen Skinheadszene in Magdeburg. Die überfallene Wohnung gehört dem 20jährigen Peter Böttcher, dem Bruder des im Februar von einem gleichaltrigen Skinhead ermordeten 17jährigen Frank Böttcher."Nach dem bisherigen Ermittlungsstand gibt es aber keinen Zusammenhang zwischen dem Mord im Februar und dem jüngsten Überfall", sagte Sylvia Niemann. Alle Beteiligten hätten bereits weitgehende Geständnisse abgelegt, ohne jedoch Reue zu zeigen.Den Geständnissen zufolge wollten die Skinheads den Punkern "einen Denkzettel verpassen", weil sich mehrere alleinstehende ältere Damen, die im gleichen Haus wohnen, durch das Treiben in Böttchers Wohnung belästigt fühlten.Böttcher habe in der Wohnung immer wieder andere Punks aufgenommen.

EBERHARD LÖBLICH

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