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Politik: Recyclingpapier: "Glänzend weiss" wird bevorzugt

Der zarte Hinweis der Staatssekretärin auf eine Rechtsverordnung soll nur als Wink verstanden werden. "Ich weise daraufhin, dass wir die Möglichkeit haben", antwortet Simone Probst (Grüne), Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, auf die Frage, wie sie die Recyclingziele für Papier durchsetzen will.

Der zarte Hinweis der Staatssekretärin auf eine Rechtsverordnung soll nur als Wink verstanden werden. "Ich weise daraufhin, dass wir die Möglichkeit haben", antwortet Simone Probst (Grüne), Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, auf die Frage, wie sie die Recyclingziele für Papier durchsetzen will. Die Möglichkeit, nicht mehr nur mit Selbstverpflichtungen, sondern auch auf dem Verordnungsweg umweltpolitische Vernunft beim Umgang mit Papier zu erzwingen, liefert die umfangreiche Untersuchung "Ökobilanzen für graphische Papiere", die Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt am Mittwoch in Berlin vorgestellt haben. Das Ergebnis ist, wie Probst sagt, "nicht überraschend". Doch die grüne Staatssekretärin ist zufrieden, weil nun gegen alle Skepsis und Zweifel der wissenschaftliche Nachweis erbracht ist: Im Öko-Vergleich liegt das Recycling vorn.

Ökobilanzen sind aufwendige Untersuchungen. In diesem Fall waren vier Institute beteiligt, die alle Umweltauswirkungen bilanziert haben, die während des gesamten Lebensweges graphischer Papiere - also von Zeitungs-, Zeitschriften und Kopierpapieren - entstehen. Die Kernfragen der Studie: Ist Altpapier oder Holz als Rohstoff für Druck- und Kopierpapiere umweltfreundlicher? Sollen Druckerzeugnisse nach Gebrauch recycelt, verbrannt oder deponiert werden? Das Gesamturteil der Studie: Das Recycling liegt vorn. Das sei zwar "eine alte Story", wie Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes, sagt. Doch er sieht drei aktuelle Gründe, Bürger, Verwaltungen und Verlage auf den Gebrauch von Recyclingpapier hinzuweisen. Erstens steigt auch im Computer-Zeitalter der Papierverbrauch unvermindert an. Zweitens seien Zweifel an der stofflichen Verwertung in Mode gekommen und drittens: "Die Märkte signalisieren eine gewisse Aufweichung des ökologischen Verhaltens." Obwohl Recyclingpapier dem aus Frischfaser in fast keinem Qualitätsmerkmal mehr nachstehe, gäbe es eine Vorliebe für "glänzend weiß".

Probst und Troge machen sich deshalb Sorgen um das bisher erreichte Niveau. Bei rund 80 Prozent liegt derzeit die Verwertungsquote bei graphischen Papieren, auch dank der Selbstverpflichtung der Arbeitsgemeinschaft Graphische Papiere, die am Ende dieses Jahres ausläuft. Der Appell von Probst und Troge an Verbraucher und Wirtschaft: Sparsamer Umgang mit Papier, konsequentes Sammeln von Altpapier und Verwendung von Recyclingpapier: "Der blaue Engel ist der Wegweiser." Am gleichen Ort und unmittelbar im Abschluss an den staatlichen Appell wirbt ein privater Zusammenschluss für das gleiche Ziel. Die "Initiative Pro Recyclingpapier" ist ein Zusammenschluss von zwölf Wirtschaftsunternehmen, darunter die Deutsche Lufthansa, Karstadt, Sony Deutschland und der Otto-Versand. Franz Winterer, Sprecher der Initiative: "Die Ökobilanz-Studie des Bundesumweltamtes ist für unsere Initiative so etwas wie ein Startschuss." Winterer setzt die acht Millionen Tonnen graphische Papiere, die jährlich in Deutschland produziert werden, ins Bild. Wenn man diese Menge Papierbahnen ausrollen würde, könnte man damit alle neuen Bundesländer bedecken.

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