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Exklusiv

Politik: Regierung schnürt Gesamtpaket gegen Folgen der Krise

Drei Wochen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen will die Bundesregierung mit einem Gesamtpaket gegen die Folgen der Wirtschaftskrise ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Das Kurzarbeitergeld soll verlängert werden. Auch eine Job-Offensive für arbeitslose Jugendliche ist geplant.

Ein zentrales Element der Kabinettsvorlage für Mittwoch, die dem Tagesspiegel (Sonntagausgabe) vorliegt, ist die Verlängerung der Sonderregeln zum Kurzarbeitergeld um weitere 15 Monate bis Ende März 2012. Diesem Schritt stimmte in einer Abstimmungsrunde am Freitagabend im Kanzleramt auch FDP-Chef Guido Westerwelle zu. Verlängert werden zudem weitere Sonderregelungen, die bisher auf Ende 2010 befristet waren. So sollen arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie die Förderung beschäftigter Arbeitnehmer ab 45 Jahren, der Eingliederungsgutschein für Ältere und die Entgeltsicherung für über 50-jährige Beschäftigte ein Jahr länger finanziert werden, der Bonus für die Übernahme von Auszubildenden aus insolventen Firmen soll bis 2013 gezahlt werden. Das Paket umfasst darüber hinaus Verbesserungen für Jugendliche aus Hartz-IV-Familien, das geplante nationale Stipendienprogramm für Studenten, eine Vermittlungsoffensive für Jugendliche ohne Arbeit und einen Förderplan für die Solartechnik. Nach einem Eckpunkte-Vorschlag für das Kabinett soll der Bund in den nächsten drei bis vier Jahren bis zu 100 Millionen Euro für die Solarforschung bereit stellen, damit deutsche Hersteller ihren Rückstand gegenüber der asiatischen Konkurrenz aufholen können.

Kanzleramtsminister Ronald Pofalla sagte dem Tagesspiegel: "Alle Maßnahmen folgen dem Leitgedanken: Arbeitsplätze sichern und Bildung und Forschung stärken." So erhielten durch die Fortschreibung der Kurzarbeiter-Regelung Betriebe und Mitarbeiter über die nächsten zwei Winter hinaus Planungssicherheit. Überdies bekämen durch die Vermittlungsoffensive gerade junge Menschen zusätzliche Chancen. "Jeder junge Arbeitslose erhält nach sechs Wochen ein Angebot für eine Ausbildungsstelle, einen Arbeitsplatz oder eine sinnvolle Arbeitsgelegenheit", sagte Pofalla.

Die nochmalige Verlängerung der Kurzarbeiter-Regelungen war im FDP-geführten Wirtschaftsministerium auf Bedenken gestoßen. Dem trägt die Einigung insofern Rechnung, als die so genannte Konzernklausel nicht verlängert wird. Sie sieht vor, dass die Bundeagentur für Arbeit (BA) von Anfang an und nicht erst nach sechs Monaten die Sozialbeiträge übernimmt, wenn in einem Konzern, in dem es bereits Kurzarbeit gibt, ein anderer Konzernteil ebenfalls Kurzarbeit anmeldet.  Die Kurzarbeiterregelung hat wesentlich dazu beigetragen, dass Unternehmen trotz des massiven Wirtschaftseinbruchs seit 2009 keine großflächigen Entlassungen vorgenommen haben. Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) wollte die Regelung ursprünglich noch ein Vierteljahr länger bis zur Jahreshälfte 2012 fortschreiben. Für die BA bedeutet die neue Regelung geschätzte Mehrkosten von rund 800 Millionen Euro.

Verbesserungen bringt das Gesetzespaket auch für Jugendliche in Hartz-IV-Familien und Studenten. So wird das Geld aus Ferienjobs bis zu 1200 Euro künftig nicht mehr auf Hartz-IV angerechnet. Leistungen aus dem Hochschul-Stipendienprogramm bleiben bis 300 Euro im Monat ebenfalls anrechnungsfrei und werden auch auf BAFöG nicht angerechnet. Das Programm, das von Bund und Ländern je zu einem Viertel und zur Hälfte von Privaten finanziert werden soll, soll die Zahl der Stipendienempfänger von heute zwei auf zehn Prozent der Studierenden bringen. Zugleich werden die Freibeträge für BAFöG-Bezug um drei und die Bedarfssätze um zwei Prozent angehoben, die Altersgrenze für Master-Studiengänge steigt von 30 auf 35 Jahre. (Tsp)

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