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Mehr als 100 Bundeswehrsoldaten sind bisher bei Einsätzen im Ausland gestorben.

© dpa

Reinhold Robbe über den "Wald der Erinnerung": Ex-Wehrbeauftragter kritisiert Gedenkstätte für Soldaten

Mehr als 100 deutsche Soldaten sind bisher bei Einsätzen der Bundeswehr im Ausland gestorben. Mit einer neuen Gedenkstätte bei Potsdam soll dieser Soldaten künftig gedacht werden. Der frühere Wehrbeauftragte Reinhold Robbe kritisiert den Standort scharf.

Der frühere Wehrbeauftragte der Bundeswehr, Reinhold Robbe (SPD), hat die Auswahl des neuen Gedenkorts für im Dienst gestorbene Soldaten kritisiert. Der Standort des sogenannten "Waldes der Erinnerung" bei Potsdam sei "beschämend", sagte Robbe der "Bild"-Zeitung vom Freitag. Die Auswahl des Ortes am entlegenen Schwielowsee stehe für eine "verfehlte Gedenkkultur in Deutschland". Statt im Zentrum Berlins einen prominenten Platz zu schaffen, würden die Kriegsopfer "versteckt", sagte Robbe.

Reinhold Robbe: Schlag ins Gesicht für die Angehörigen

Der frühere Wehrbeauftragte sprach von einem "Schlag ins Gesicht für die Angehörigen". Es fehle zudem ein Ort des Gedenkens für alle Opfer seit der Gründung der Bundesrepublik, "die als Soldaten, Diplomaten oder Entwicklungshelfer" für Deutschland gestorben seien, sagte Robbe. Auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne bei Potsdam weiht Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Samstag, einen Tag vor dem Volkstrauertag, im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck den Gedenkort ein. In der Kaserne sitzt das Einsatzführungskommando, das die Auslandseinsätze plant und leitet.

Bisher starben mehr als 100 deutsche Soldaten bei Einsätzen der Bundeswehr im Ausland, vor allem in Afghanistan. Der „Wald der Erinnerung“ wurde vor zwei Jahren von Familienangehörigen und Kameraden initiiert, um einen angemessenen Ort zur Erinnerung und Würdigung zu schaffen.

In der Kaserne sitzt das Einsatzführungskommando

Gauck will zur Eröffnung einen Kranz niederlegen, von der Leyen eine Rede halten. Im Mittelpunkt werden vermutlich jedoch die Worte anderer stehen: Tanja Menz, deren Sohn Konstantin am 18. Februar 2011 bei einem Anschlag in Afghanistan ums Leben kam, gehört zu den Rednerinnen. Ein Kompaniefeldwebel, in dessen Einheit am Karfreitag 2010 drei Soldaten bei einem Taliban-Angriff in Nordafghanistan getötet wurden, möchte an seine Kameraden erinnern.

Herzstück der Gedenkstätte sollen Ehrenhaine aus fünf Einsatzgebieten sein

Für den Aufbau der Gedenkstätte auf dem Gelände des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr waren bis zu zwei Millionen Euro veranschlagt. Auf dem Areal gibt es fünf Elemente, etwa einen „Ort der Stille“ und den „Weg der Erinnerung“. Dieser wird gesäumt von sieben Stelen mit den Namen von 103 Soldaten und einer Soldatin, die im Einsatz umgekommen sind, wie Projektoffizier Bernd Richter erläuterte. Herzstück der Gedenkstätte sollen Ehrenhaine aus fünf Einsatzgebieten sein.

Für den Bund Deutscher Veteranen ist der neue Ort ein „weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur konstruktiven Auseinandersetzung der Bundesregierung mit den Folgen der Auslandseinsätze der Bundeswehr“. Er sei für die Soldaten von enormer Bedeutung, sagte Verbandssprecher Markus Beckmann. „Nach unserem Wissen gibt es im europäischen Raum keinen vergleichbaren Gedenkort.“ dpa

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