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Politik: Reise des neuen Präsidenten nach Usbekistan und Turkmenistan

Ausgerechnet nach Usbekistan und Turkmenistan fliegt Russlands Präsident Wladimir Putin zum ersten Auslandsbesuch nach der Amtseinführung. Warum nicht nach Nordkorea, kommentierten giftig die Moskauer Medien die am Freitag beginnende Reise und verwiesen dabei auf die Demokratiedefizite und Menschenrechtsverletzungen in den beiden zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken.

Ausgerechnet nach Usbekistan und Turkmenistan fliegt Russlands Präsident Wladimir Putin zum ersten Auslandsbesuch nach der Amtseinführung. Warum nicht nach Nordkorea, kommentierten giftig die Moskauer Medien die am Freitag beginnende Reise und verwiesen dabei auf die Demokratiedefizite und Menschenrechtsverletzungen in den beiden zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken. Putin, so ihr Tenor, müsse bei den Konsultationen vor allem die Diskriminierung der ethnischen Russen ansprechen und notfalls Druck ausüben.

Doch genau das wird er nicht tun. Zum einen steht Moskau wegen des Tschetschenienkrieges selbst im Kreuzfeuer der internationalen Kritik, zum anderen sind einschlägige Vorhaltungen der "Wüstensafari" des neuen Kremlchefs nur abträglich: Gelingt es Putin bei dem GUS-Gipfel am 21. Juni nicht, die zwölf Ex-Vasallen Moskaus auf Wiederannäherung an Russland einzuschwören, ist die Auflösung der UdSSR-Nachfolgegemeinschaft eine bloße Zeitfrage.

Mittelasien, das offenbar weltweit über die reichsten Öl- und Erdgasquellen verfügt und zudem wegen der Nähe zu China, Indien und Iran auch strategisch interessant ist, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Schon Anfang April hatte der Kreml daher einen geheimen Strategieplan zur Wahrung russischer Interessen in der Region verabschiedet. Der Grund: Putin tritt in Moskaus vermeintlich angestammten Interessengebiet längst nicht mehr allein als "Brautwerber" auf: In Usbekistan kam ihm Mitte April US-Außenministerin Madeleine Albright in die Quere und beim Turkmenbaschi - dem Führer aller Turkmenen, wie sich der auf Lebenszeit gewählte Präsident Nijasow offiziell titulieren lässt - war der Sessel noch warm, auf dem unmittelbar vor Putin der pakistanische Putschistengeneral Pervez Muscharaf saß. Putin hat mindestens zwei gute Gründe, die unheilige Allianz Muscharaf-Nijasow zu verhindern: Gasexporte und die Offensive der Islamisten. Pakistan ist Moskaus Erzrivale beim Geschäft mit dem turkmenischen Gas, das Nijasow über Pakistans Häfen am Indischen Ozean exportieren möchte.

Unterdessen haben sich mehrere russische Regionalgouverneure gegen ein von Putin erlassenes Dekret gewandt, das die Kontrolle Moskaus über die Regionen verstärken soll. Der Präsident der Kaukasusrepublik Inguschetien, Ruslan Auschew, nannte den Erlass eine "Rückkehr zu den zweifelhaften Methoden des kommunistischen Zentralkomitees". Nach Putins Willen wird Russland in sieben Regionen eingeteilt, in die jeweils ein Vertreter des Präsidenten als Kontrollinstanz entsandt wird.

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