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Religion: Die Kirchen vergeben einander

Evangelische und katholische Geistliche werten Krisengipfel zur Ökumene als Erfolg.

Berlin - Nach dem evangelisch-katholischen Krisengipfel sind beide Seiten bemüht, ein Bild wiedergewonnener Vertrautheit zu zeichnen. Man sei als „versöhnte Brüder“ auseinandergegangen, sagte Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. „Das Vertrauen ist wiederhergestellt“, sagte Bayerns evangelischer Landesbischof Johannes Friedrich, der als Ökumene-Experte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwochabend dabei war.

Anlass für die aktuelle ökumenische Verstimmung war ein internes Papier der EKD, in dem die Entfremdung beider Kirchen in den vergangenen Jahren nachgezeichnet und die katholische Kirche mit teils harschen Worten abqualifiziert wurde. Sie schwanke wie ein „angeschlagener Boxer“ zwischen Öffnung und Abgrenzung, heißt es etwa; dem Bischofskonferenzvorsitzenden Zollitsch wird Führungskompetenz abgesprochen. Auch gehe von der katholischen Kirche keine prägende Kraft mehr bei gesellschaftlichen Fragen aus. Das Papier hatte im Juli als Diskussionsgrundlage für die evangelische Kirchenkonferenz dienen sollen, war aber als indiskutabel abgelehnt worden. Danach allerdings war das Dokument anonym an katholische Bischöfe und Journalisten verschickt worden.

Der Text sei ein „Missgriff“, hatte der EKD-Ratsvorsitzende Huber am Mittwoch klargestellt und sich entschuldigt. Der Kontaktgesprächskreis zwischen führenden evangelischen und katholischen Geistlichen, der jetzt zweimal im Jahr tagt, solle „in der Bedeutung“ gestärkt werden, sagte Friedrich. Man wolle in diesem Forum künftig noch früher als bisher schlechte Stimmungen ansprechen, bevor sie sich auswachsen. Friedrich hält den vom EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Wolfgang Huber geprägten Begriff von der „Ökumene der Profile“ für missverständlich. Er schlägt vor, künftig von der „Ökumene des Respekts“ zu sprechen.

„Es wäre besser gewesen, man hätte uns früher über den Text informiert“, sagte der katholische Bischof Gerhard Ludwig Müller aus Regensburg dem Tagesspiegel. „Aber Pannen gibt es eben nicht nur bei uns.“ Bischof Müller hatte als Ökumene-Beauftragter der katholischen Bischofskonferenz an dem Gespräch am Mittwochabend teilgenommen. Er sehe dem Ökumenischen Kirchentag in München kommendes Jahr positiv entgegen, trotz der Unterschiede in der ökumenischen Zielsetzung, die es zwischen den Kirchen gebe.

Die evangelische Seite strebe eine friedliche Koexistenz von zwei selbstständigen Kirchen an, sagte Müller. Aus katholischer Sicht könne es aber in Zukunft nur eine einzige Kirche geben, zwar mit unterschiedlichen Frömmigkeitstypen, aber in der Einheit mit dem Papst. Bis dieses Ziel verwirklicht sei, sollten beide Kirchen „respektvoll miteinander umgehen und sich nicht von menschlichen Schwächen wie dem Überlegenheitsdünkel leiten lassen“.

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