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Religion: Rom will Kruzifix hängen lassen

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat im Streit um das Kruzifix-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ein Machtwort gesprochen. "Wir behalten das Kruzifix", erklärte der Regierungschef am Freitag in Rom.

Das Urteil sei schließlich kein „Zwangsurteil“. Daher würden die Kreuze in italienischen Klassenzimmern hängen bleiben – unabhängig vom Ausgang der Beschwerde seiner Regierung in Straßburg.

Betroffen ist ein Land, in dem der Katholizismus zutiefst verankert ist und das eine lange gemeinsame Geschichte mit der Kirche und ihren Päpsten hat. Deshalb hatten die Obersten Verwaltungsrichter Italiens 2006 auch gegen jene aus Finnland stammende Norditalienerin entschieden, die das Kreuz in den Klassenräumen ihrer Kinder störte. Und die daraufhin nach Straßburg zog, weil sie in Rom abgewiesen worden war. Das Argument der Richter damals: Das Kreuz ist heute ein Symbol für die Werte Italiens und des Staates, zumal die katholische Religion als einzige auch in der Verfassung des Landes genannt wird.

Auch die katholische Kirche in Spanien wies das Urteil als „ungerecht“ zurück. Die Entscheidung der Straßburger Richter sei „bedauerlich und für die Zukunft Europas wenig förderlich“, sagte der Generalsekretär der spanischen Bischofskonferenz, Juan Antonio Martínez Camino, in Madrid. „Das Kruzifix ist ein Symbol der Freiheit und des Respekts vor der Menschenwürde.“ Er fügte hinzu: „Wenn die Kruzifixe verschwinden, verschwinden auch die Errungenschaften der westlichen Kultur.“ Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hatte am vergangenen Dienstag ein Urteil veröffentlicht, demzufolge ein christliches Kreuz im Klassenzimmer einer staatlichen italienischen Schule die Religionsfreiheit der Schüler verletzt. Das Urteil war in Italien von Kirche und Politik mit Kopfschütteln und Bestürzung aufgenommen worden. Auch der Vatikan und die Deutsche Bischofskonferenz protestierten gegen das Urteil.dpa

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