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Christen gehen in Pakistan auf die Straße, um Anerkennung zu finden. Gerade sie würden besonders häufig verfolgt, beklagen die Kirchen.

© DIG

Erster ökumenischer Bericht: Religionsfreiheit ist weltweit bedroht

Der erste ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von Christen der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Schule prangert die Verfolgung religiöser Menschen in 111 von 193 Ländern weltweit an.

Die Verfolgung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften hat in den vergangenen sechs Jahren weltweit zugenommen. Seit 2007 ist die Zahl der Länder, in denen Menschen Restriktionen erleben, wenn sie ihre Religion ausüben, von 147 auf 160 gestiegen.

Zu diesem Ergebnis kommt der erste Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit, den die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag in Berlin gemeinsam vorgestellt haben.

Am häufigsten betroffen sind Christen und Muslime – auch weil sie die mit Abstand größten Religionsgemeinschaften darstellen. Die rund 2,2 Milliarden Christen umfassen 32 Prozent der Weltbevölkerung, die 1,6 Milliarden Muslime machen 23,4 Prozent aus.

Dem Bericht zufolge werden Christen seit 2007 in 111 von 193 Ländern bedrängt und verfolgt. Sie werden vor allem dann an der Ausübung ihrer Religion gehindert, wenn sie in einem Land in der Minderheit sind, als „fremd“ gelten und im Ruf stehen, einflussreiche Kontakte ins Ausland zu pflegen. Unter solchen Bedingungen leben zehn bis 13 Prozent der christlichen Gemeinschaften, die meisten davon in China, Indien, Indonesien, Südkorea, Elfenbeinküste, Vietnam, Tschad, Ägypten oder Kasachstan.

Insgesamt leben drei Viertel der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die freie Religionsausübung gefährdet ist. Die größten Einschränkungen müssen religiöse Menschen im Mittleren Osten und Nordafrika erdulden, aber auch in autoritären asiatischen Staaten wie in China oder Myanmar.

Europa belegt in der Studie nur einen Platz im Mittelfeld – bedingt durch die „kritische Lage der Religions- und Glaubensfreiheit in einigen Ländern Osteuropas“. Die zunehmende Ausgrenzung der jüdischen Gemeinschaft und anderer Minderheiten in Ungarn hat dazu beigetragen, aber auch „restriktive Maßnahmen westeuropäischer Länder gegen Gruppen, die als gefährlich oder sektiererisch gelten“. Auch Großbritannien schneidet nicht gut ab, da dort zum Beispiel asylsuchenden Muslimen nur eine eingeschränkte Religionsausübung erlaubt sei. Glaubt man dem Bericht, steht es um die Religionsfreiheit am besten in der Gesamtregion Amerika.

Die Studie basiert vor allem auf Untersuchungen des angesehenen amerikanischen Pew Research Centers und dem amerikanischen Außenministerium, das als einzige Institution der Welt eine Monitoringstelle zum Thema Religionsfreiheit unterhält. Der neue Bericht bemüht sich darum, die Einschränkung der Religionsfreiheit anhand objektiver Kriterien zu messen und auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Es sind die Kriterien, anhand derer die Vereinten Nationen Menschenrechtsverletzungen analysieren. „Es geht nicht um die persönliche Betroffenheit“, betonte EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte am Montag.

Analysiert wurde etwa, wie durch Regierungshandeln, Gesetzgebung oder Parteiprogramme die Rechte von Minderheiten eingeschränkt werden, aber auch wie durch andere gesellschaftliche Gruppen und soziale Anfeindungen Druck ausgeübt wird. „Es müssen nicht gleich Morddrohungen sein“, sagte Bischof Schindehütte. Oft würden Genehmigungen für Kirchenbauten oder öffentliche Auftritte verweigert oder die wirtschaftliche Perspektive genommen. „Die Religionsfreiheit sollte bei wirtschaftlichen Beziehungen und in der Entwicklungshilfe eine größere Rolle spielen“, forderte Erzbischof Ludwig Schick, der in der Bischofskonferenz für die Entwicklungspolitik zuständig ist.

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