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Politik: Religionsunterricht: Das Fach muß sich mit vielen Vorurteilen herumschlagen

Der Religionsunterricht ist nach Darstellung der katholischen Kirche weit aus besser als sein Ruf. Negativ-Urteile würden "unbesehen und ungeprüft" übernommen und verbreitet, der Religionsunterricht so geradezu in die Krise geredet, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, am Mittwoch in Berlin.

Der Religionsunterricht ist nach Darstellung der katholischen Kirche weit aus besser als sein Ruf. Negativ-Urteile würden "unbesehen und ungeprüft" übernommen und verbreitet, der Religionsunterricht so geradezu in die Krise geredet, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, am Mittwoch in Berlin. Immer wieder werde der wichtige Beitrag des Unterrichtsfaches für ein gesellschaftliches Miteinander ohne Fremden- oder Minderheitenhass in Frage gestellt.

Zugleich werde für Alternativmodelle wie das im Land Brandenburg eingeführte übergreifende Unterrichtsfach Lebensgestaltung, Ethik, Religionskunde (LER) geworben, die den kirchlich mitverantworteten Religionsunterricht in der Schule ersetzen sollen. "Nicht der Religionsunterricht wird abgelehnt, sondern die kirchliche Mitverantwortung für dieses Fach", kritisierte der Mainzer Bischof.

Eine von der Kirche in Auftrag gegebene Studie, bei der 7 239 Schülerinnen und Schüler aller Schularten befragt worden seien, habe ergeben, dass die Akzeptanz des Religionsunterrichts deutlich höher sei, als in öffentlichen Diskussionen behauptet werde, sagte Lehmann. In der Grundschule rangiere nur noch Kunst und Sport in der Beliebtheitsskala vor dem Religionsunterricht. Bei drei Vierteln der Dritt- und Viertklässler sei der Unterricht "beliebt" oder "sehr beliebt". Diese Akzeptanz hänge nicht von regionalen Besonderheiten ab, ergab die Studie, die sich auf vier Regionen Deutschlands konzentrierte: München und Oberbayern, Rhein-Main-Gebiet, Hannover- Hildesheim und Dresden.

In der Mittelstufe, den Klassen 5-10 lasse das Interesse "entwicklungspsychologisch bedingt" nach, erläuterte Lehmann weiter. In der Beliebtheitsskala rangiere es im hinteren Drittel. Gleichwohl liege die Abmeldequote hier unter fünf Prozent. In der Oberstufe, den Klassen 11-13, nähmen die Abmeldungen zwar zu, sagte Lehmann. Er führte dies aber vor allem darauf zurück, dass die Wahlsituation zwischen Religionsunterricht und Philosophie beziehungsweise Ethik den philosophisch interessierten Schülern keine andere Möglichkeit lasse.

Einen nach wie vor schwierigen Stand habe der Religionsunterricht in den berufsbildenden Schulen. Eine Ausfallquote von rund 40 Prozent der Stunden sei Besorgnis erregend: "Ein unregelmäßig erteiltes Fach kann von Schülern nun einmal nicht als besonders wichtig wahrgenommen werden", gab Lehmann zu bedenken. Die Studie zeige auch deutlich, dass die Akzeptanz des Faches vor allem vom Unterrichtsgeschehen, also von den Lehrern abhänge. Ein handlungsorientierter Unterricht, der biblisch-theologisch akzentuiert und anspruchsvoll sei, sei bei Schülern offensichtlich besonders beliebt. Die Studien des Salzburger Instituts für Religionspädagogik von Anton Bucher stützten somit das Bemühen um einen didaktisch und methodisch profilierten Religionsunterricht, unterstrich er.

Lehmann rief ebenfalls dazu auf, Kinder und Jugendliche zu einem sinnvollen Umgang mit dem Internet zu erziehen. Dies sei eine der größten Herausforderungen an die Medienpädagogik, erklärte er. Das bloße Surfen im weltweiten Computernetz stehle den Menschen "zu viel kostbare und wertvolle Zeit". Als weitere Gefahren des Internets sieht der Bischof vielfältige Möglichkeiten des Missbrauchs, etwa für rechtsextreme Propaganda, und die Gefahr "extremer Individualisierung" vor dem Computer.

Trotz aller Probleme dürfe die Kirche das Internet aber keinesfalls verteufeln, sondern müsse es noch viel intensiver als bisher nutzen.

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