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Politik: Revolte der CDU-Basis im hessischen Lahnau - "knallharte Konsequenzen" gefordert

Im hessischen CDU-Landesverband von Ministerpräsident Roland Koch, dem selbst ernannten "brutalstmöglichen" Aufklärer in der Spendenaffäre, gibt es nahe Wetzlar Widerstand gegen die Führung. Den wackeren CDU-Oberen von Lahnau handelt Koch zu lasch.

Im hessischen CDU-Landesverband von Ministerpräsident Roland Koch, dem selbst ernannten "brutalstmöglichen" Aufklärer in der Spendenaffäre, gibt es nahe Wetzlar Widerstand gegen die Führung. Den wackeren CDU-Oberen von Lahnau handelt Koch zu lasch. Das hessische Gemeindelexikon notiert als Sehenswürdigkeit der Gemeinde Lahnau im Lahn-Dill-Kreis "das Naturdenkmal Dicke Eiche". Am Rande der traditionsreichen Stadt Wetzlar lebt es sich eigentlich idyllisch. Doch für die CDU-Gemeindevertreter ist seit dem Schwarzgeld-Geständnis des einstigen Idols Manfred Kanther die Welt nicht mehr in Ordnung.

Die sechs Herren der Unionsfraktion, "fest im Beruf", wie der parteilose Bürgermeister Roland Schleenbecker hervorhebt, wollen bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr für die CDU antreten, wenn nicht endlich "Köpfe rollen". In einer Erklärung fordern sie "knallharte Konsequenzen ohne Rücksicht auf Namen oder irgendwelche Verdienste in der Vergangenheit". Und während Kanthers langjähriger Weggefährte, der hessische Justizminister Christean Wagner, unmittelbar nach dessen Schwarzgeld-Geständnis im Hessischen Rundfunk erklärt hatte, Kanther habe sich strafrechtlich nichts zu Schulden kommen lassen, hauen die Gemeinderäte von Lahnau in eine andere Kerbe: "Im Falle Kanther", so schreiben sie, handele es sich "um Betrug und Urkundenfälschung der schlimmsten Art". Der Gemeindeverbandsvorsitzende Gerhard Thusty und der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Rühl attestieren "parteischädigendes Verhalten" und fordern "sofortigen Parteiausschluss ohne bemitleidende Kommentare".

Bürgermeister Roland Schleenbecker, auf die streitbaren Unionisten angesprochen, bewundert deren Mut. "Ich ziehe den Hut", sagt er. Er glaubt an die Entschlossenheit der "Aufrichtigen", notfalls mit einer neuen Partei anzutreten. Die Rebellen jedenfalls möchten sich "nicht des Namens der CDU schämen müssen", wie einer der Autoren, Wolfgang Rühl, im Privatberuf Buchhalter, sagt. "Voll und ganz" stünden die sechs Aufrechten zu ihrer Erklärung, versichert er. Trotzdem hat ihn die Wirkung der kämpferischen Erklärung überrascht. Ein bereits vereinbartes Interview mit einem Reporter des Deutschlandfunks sagten sie inzwischen ab - nach Rücksprache mit "ihrem" CDU-Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen Irmer.

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