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Rheinland-Pfalz: Ministerpräsident Beck redet Fiasko um Freizeitpark Nürburgring klein

Nachdem sich Kurt Beck von den Schlägen in Berlin erholt hat, droht ihm neues Ungemach in seiner Heimat. Gern hätte er nur die "Weltbesonderheit Nürburgring" gefeiert - und muss nun über den Finanzflop reden.

Am Morgen war die Welt für Kurt Beck kurz mal wieder in Ordnung. Da schlenderte er durch Unkel am Rhein. Erst mal auf die Baustelle des Willy-Brandt-Forums. Dort wartet der Vorstandsvorsitzende der Stiftung gegelt und im Dreiteiler mit einer Camarilla weiterer Honoratioren auf den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten. Die Unkeler hoffen, über den prominenten Besuch auch für die 100 000 Euro Spenden trommeln zu können, die ihnen noch an den 300 000 für das neue Zentrum zu Ehren des großen früheren SPD-Vorsitzenden fehlen. Im Rathaus wird sich Kurt Beck dann zwischen Brille und Porträt Willy Brandts an dessen Schreibtisch fotografieren lassen. Zwischendrin fragt er auf der Straße eine alte Frau mit Rollator, was sie zu Mittag kocht, macht an einem geraniengeschmückten Haus halt und richtet das Wort an Boxer „Balou“, der mit Frauchen aus dem Erdgeschossfenster lugt. Nach all den Schlägen in Berlin ist Kurt Beck wieder in seiner Welt zurück, auch wenn diese Wunden noch keineswegs verheilt sind. Wenn es auf die Partei kommt, kann der Pfälzer, der eher verschlungen redet, plötzlich Müntefering-Sätze. Sehr kurz. Wenn auch nicht so schlagfertig.

Doch in diesen Tagen ist auch die scheinbar heile Welt in der Pfalz aus den Fugen geraten. Mit einem großen Knall ist die private Finanzierung für den Freizeit- und Erlebnispark am Nürburgring geplatzt. Becks Finanzminister, sein stärkster Mann, musste seinen Hut nehmen – und alle erwecken den Eindruck, dass der bis dato hochgelobte Finanzmann Ingolf Deubel das riskante Geschäft ganz alleine durchgezogen und irgendwann die Bodenhaftung verloren hat. Als Finanzminister und Aufsichtsratschef.

In der Funktion hätte er am Donnerstag den neuen Nürburgring in der Eifel mit eröffnen sollen. „Der neue Nürburgring – machen Sie sich auf was gefasst“, prangt nun als unfreiwillig doppeldeutiges Motto über dieser Veranstaltung. Nürburg-Geschäftsführer Kafitz erwähnt weder Finanzprobleme noch Deubel, als er die neuen Attraktionen preist. Unternehmer Kai Richter lobt, wie „irrsinnig“ es sei, was alle gemeinsam in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft haben. Kurt Beck hätte so gern nur „die Weltbesonderheit Nürburgring“ gefeiert. Aber er spricht über den Finanzflop, die „bittere Erfahrung der letzten drei, vier Tage“. Doch wie über ein kleines Missgeschick. „Weder für die Gesellschaft noch für das Land“ sei ein Schaden entstanden, der Steuerzahler müsse den Ausfall jetzt „mitnichten“ zahlen. Und dann lobt er hier auch Deubel. Der habe am Ring „Großartiges“ geleistet, ihm wolle er „ein Dankeschön sagen“, bevor er sich dafür einsetzt, die „gute, positive Stimmung in diese Herausforderungslage einzubetten“. Ein Satz, fast so nebulös wie die umstrittene Finanzierung, die der Landesregierung noch allerlei Rätsel aufgibt.

In der Nacht hatte Beck den Namen des ominösen US-Investors genannt, der bisher ein großer Unbekannter war: Pierre DuPont V, Spross des amerikanischen Chemiegiganten, „ganz großer Milliardärsadel“. Den Namen kenne er aber auch erst seit Freitag, den habe nur Deubel gekannt. Es habe einen Brief mit der Unterschrift von DuPont V gegeben, erzählt Beck. Allerdings sind sie wohl in der Staatskanzlei inzwischen nicht mehr so sicher, ob der wirklich echt ist. Der Ministerpräsident verkündet, die Rücküberweisung von 95 Millionen Euro, die das Land als „Liquiditätsnachweis“ an die Schweizer UBS-Bank geleistet hatte, sei bereits eingeleitet. Doch manche in seiner Umgebung wollen das erst glauben, wenn das Geld wirklich da ist. Viele Zinsen dürfe man nicht erwarten von dieser Art „Tagesgeldkonto“, sagt Beck, bestenfalls ein paar tausend Euro.

Rätselraten auch, warum der offensichtlich dubiose Schweizer Vermittler der Finanzfirma Pinebeck, Urs Barandun, ein „Mitzeichnungsrecht“ für das Konto gehabt hat, wenn doch kein Geschäft mit den Millionen bezahlt werden sollte?

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