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Richard Grenell im Porträt: Der hochrangigste LGBT-Vertreter unter Trump

Der offen schwul lebende US-Diplomat könnte Trumps neuer Botschafter in Berlin werden. Somit käme ein erfahrener Diplomat nach Berlin.

Von Til Knipper

Der Brief an seine Eltern begann mit folgender Zeile: „Ich schreibe Euch, um Euch mitzuteilen, dass ich schwul bin, aber trotzdem ein Christ bleibe.“ Das war 1999. Da war Richard Grenell schon 33 Jahre alt, hatte seine sexuelle Orientierung aber gegenüber seinen Eltern – streng konservativen, evangelikalen Christen – geheim gehalten. Jetzt könnte der 50-jährige US-Diplomat nach Informationen der Nachrichtenseite „Politico“ neuer Botschafter der Vereinigten Staaten in Berlin werden.

Die Stelle ist seit der Vereidigung Trumps im Januar dieses Jahres vakant, als der neue Präsident den von seinem Amtsvorgänger Barack Obama ernannten John Emerson noch am selben Tag abberief. Grenell wäre bei einer Berufung zum Botschafter in Berlin der hochrangigste LGBT-Vertreter in der konservativen Administration von Donald Trump. Er und sein Partner Matt Lashley sind seit bald 14 Jahren zusammen.

Mit ihm käme erstmals seit 2005 ein Karrierediplomat nach Berlin

An seiner fachlichen Qualifikation bestehen keine Zweifel. Nach seinem Studium an der Kennedy School of Government in Harvard, arbeitete er während der Präsidentschaft von George W. Bush als Sprecher vier verschiedener US-Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York. Seine Themen damals sind auch heute noch aktuell: der Kampf gegen den internationalen Terror und die Atomprogramme in Nordkorea und dem Iran. 2012 arbeitete er kurz als außenpolitischer Berater für Präsidentschaftskandidat Mitt Romney.

Nachdem der Botschafterposten in Berlin in der Vergangenheit als Belohnung für üppige Wahlkampfspenden vergeben wurde, käme mit Grenell erstmals seit 2005 wieder ein Karrierediplomat an den Pariser Platz. Grenell war in den vergangenen Monaten auch schon als Trumps UN-Botschafter in New York gehandelt worden sowie als US-Gesandter bei der Nato in Brüssel.

Trump schätzt an Grenell dessen uneingeschränkte Loyalität, weil er seine Kandidatur als außenpolitischer Berater von Beginn an unterstützt hat. Mit seinem potenziellen Chef im Weißen Haus teilt Grenell auch die Leidenschaft für den Kurznachrichtendienst Twitter. Mit 65 000 Followern hat er zwar nicht ganz so viele Leser wie der Commander-in-Tweet, aber dafür mit 70 000 Nachrichten dort bereits doppelt so viele wie Trump hinterlassen. Diplomatisch drückt er sich dort selten aus, aber das gilt in der Trump-Administration ja als Einstellungsvoraussetzung.

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