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Politik: Richtig schalten

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Elektroniker sind seltsame Menschen. Wenn unsereiner zwei Glühbirnen hat und einen Schalter, dann kann er das Ganze so verkabeln, dass beide Birnen angeknipst sind oder beide aus.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Elektroniker sind seltsame Menschen. Wenn unsereiner zwei Glühbirnen hat und einen Schalter, dann kann er das Ganze so verkabeln, dass beide Birnen angeknipst sind oder beide aus. Elektroniker aber können einen Schalter basteln, der die Birnen „Nicht-Aus“ knipst. Man muss das nur verstehen, wenn man Elektroniker werden will. Oder Politiker. Unsereiner denkt sich, wenn in fünf Wochen Wahl ist und dann gehen ganze Städte im Hochwasser unter, die Zeitungen sind voll davon und das Fernsehen sowieso – dass das im Wahlkampf eine Rolle spielen könnte. Macht aber irgendjemand Wahlkampf zum Thema Hochwasser? Nö. Der Kanzler ist einen Tag später ins Krisengebiet gefahren als er das normalerweise getan hätte. Den Kandidaten hat es zerrissen zwischen der Präsenzpflicht des Noch-Landesvaters und dem Wahlkampfvermeidungsgebot des Noch-Nicht-Kanzlers, weshalb er zwar schon am ersten Tag in Passau in Gummistiefeln stak, aber dann sofort wieder im Urlaub ab- und erst Tage später wieder aufgetaucht ist, wieder in Gummistiefeln. Der zweite Kanzlerkandidat ist mit seinem gelben Wohnmobil gar nicht erst in Richtung Wasser gefahren, damit er nicht in Versuchung gerät. Die PDS – unsichtbar. Nur die Grünen haben Oberwasser und sich wegen ihrer lauthalsen Vermutung, die Sintflut habe vielleicht doch etwas mit des Menschen Umweltsünden zu tun, viel Ärger zugezogen. Die haben es mal wieder nicht begriffen. Man macht doch mit der Flut keinen Wahlkampf! Pfui! Die einzig politisch korrekte Art, mit den Schlamm- und Wassermassen umzugehen, ist der Elektronik entlehnt. Nicht-Oder, Nicht-Elbe – wir basteln uns einen Nicht-Wahlkampf. Robert Birnbaum

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