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Bierzelt-Novize: Gesundheitsminister Philipp Rösler.

© dpa

Rösler teilt aus: "Zickenterror" in der Bundesregierung

Barbiepuppe statt Gurkentruppe: Gesundheitsminister Rösler spottet bei seinem ersten Bierzeltauftritt in Bayern über Kanzlerin, Kabinett und Koalition. Kollege Guttenberg dagegen gibt den Staatsmann. Wer kommt damit in Bayern wohl besser an?

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) tut sich mit Witzen über die eigene Kanzlerin und die schwarz-gelbe Bundesregierung hervor. Wenige Monate nach dem "Gurkentruppen"-Gezerre sagte Rösler im niederbayerischen Abensberg vor gut 250 ziemlich verdutzten Zuhörern: „Angela Merkel gibt es jetzt auch als Barbiepuppe. Die kostet 300 Euro. Das heißt, die Puppe kostet nur 20 Euro, aber richtig teuer werden die 40 Hosenanzüge.“ Später ist sein Sprecher Christian Lipicki im fernen Berlin damit beschäftigt, die Wogen zu glätten. „Es handelt sich um Satire.“ Das Gillamoos-Volksfest in Abensberg sei für launige Reden bekannt. „Äußerungen, die dort gemacht werden, sind nicht dazu gedacht, bierernst genommen zu werden.“

Rösler äußerte sich in Abensberg auch über die Bundesregierung insgesamt - in Tönen, die man für einen Minister in der Öffentlichkeit nicht unbedingt gewohnt ist. „Das ist keine Koalition, sondern manchmal eine schlagende Verbindung.“ Zur von Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle geführten schwarz-gelben Regierung sagte Rösler: „Wir haben im Kabinett gelegentlich Zickenterror.“ Was Merkel und die Kabinetts-Kolleginnen von seiner Rede hielten, blieb gestern Abend und heute früh zunächst einmal offen.

Auch die CSU bekommt ihr Fett weg. Als Bayerns Innenminister Joachim Herrmann kürzlich einen Pferdestall kontrolliert habe, seien die Hälfte der Tiere Araber gewesen. Sie hätten den Stall verlassen müssen. "Dies hätte zwar Thilo Sarrazin gefallen", sagte Rösler. Die Pferde aber hätten die Gewerkschaft "Pfer.di" gegründet. Zur Gesundheitspolitik sagte Minister Rösler bei seinem Auftritt nichts.

Möglicherweise hat der FDP-Mann die Gepflogenheiten der sommerlichen Bierzelt-Rede einfach missverstanden. Die erfordern gezielte Beleidigungen des politischen Gegners, nicht der eigenen Leute. Abgesehen davon handelt es sich auch bei einem Bierzelt-Auftritt in der Regel nicht um reines Kabarett. Doch Rösler ist zum ersten Mal zu Gast in einem bayerischen Bierzelt. „Ich habe schon immer Witze über meine Chefs gemacht“, sagt er anschließend vor Journalisten. Der Beifall für seinen Auftritt jedenfalls ist ausgesprochen dünn.

Zwei Stunden später und gut hundert Kilometer weiter südlich spricht Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf dem Keferloher Montag bei München - vor geschätzt zehnmal so viel Zuhörern wie Rösler. Und im Gegensatz zum Gesundheitsminister erntet der CSU-Politiker auch großen Jubel. Auch für Sätze, die anderen Politikern gewöhnlich als Anbiedern ausgelegt werden: „Politik darf nicht das Basteln an der eigenen Karriere sein, sondern muss aus Dienen und Leistung bestehen.“ Zum Streit um die Thesen von Bundesbanker Thilo Sarrazin sagt Guttenberg: „Ich glaube nicht, dass ich Herrn Sarrazin besonders mag. Aber ich glaube, dass er die richtige Debatte angestoßen hat.“ Auch dafür gibt es viel Applaus. (dpa)

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