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Politik: Rohe Teile

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Über die viel zu komplizierten deutschen Finanzbürokraten ist an dieser Stelle schon kräftig gehöhnt worden. Es ist ja auch eine Zumutung, wenn die Experten aus Hans Eichels Finanzministerium etwa von „Roh-Teil-Gesetzentwürfen“ sprechen.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Über die viel zu komplizierten deutschen Finanzbürokraten ist an dieser Stelle schon kräftig gehöhnt worden. Es ist ja auch eine Zumutung, wenn die Experten aus Hans Eichels Finanzministerium etwa von „Roh-Teil-Gesetzentwürfen“ sprechen. Da laufen vor dem inneren Auge Filme voller Klischees ab: von Männern in mausgrauen Anzügen, die über die Flure huschen und mit „Mahlzeit“ grüßen. Die jeden Strich fein säuberlich mit dem Lineal ziehen und ihre Bleistifte stets korrekt anspitzen. Und die sich den ganzen Tag neue Wortungetüme ausdenken, die kein Mensch verstehen kann.

Nun hat uns aber urplötzlich die Erkenntnis wie ein Blitz getroffen. Wir müssen an dieser Stelle Abbitte leisten bei allen deutschen Steuer- und Finanzbeamten. Demnächst werden an dieser Stelle keine spöttischen Worte mehr erscheinen zu Schöpfungen wie dem Steuervergünstigungsabbaugesetz. Die staubige, aber korrekte und sachliche Sprache der deutschen Bürokraten haben wir bei einem Blick in die Schweizer Steuertabellen zu schätzen gelernt.

Während bei uns unterschieden wird zwischen Ehepaaren und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, verwenden die Eidgenossen ganz andere Begriffe. Dort ist die Rede von Ehe- und Konkubinatspaaren. Konkubinat? Das ist doch ein Begriff aus dem 15. Jahrhundert, entlehnt aus dem Lateinischen „concubina“ (Beischläferin). Im Lexikon wird das Konkubinat auch als „wilde Ehe“ umschrieben, als das „nicht mehr strafbare Zusammenleben von Mann und Frau ohne förmliche Eheschließung“. Was die Schweizer wohl zu den Verbindungen sagen, die bei uns umgangssprachlich „Homo-Ehe“ genannt werden?

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